Andy Schmid: «Ich setze mir immer die höchsten Ziele – auch als Trainer»

Nationalteam Männer  •  23.02.2023

Andy Schmid, Nationaltrainer 2024

Andy Schmid (39) äussert sich im Interview mit handball.ch zu seiner Wahl zum Schweizer Nationaltrainer ab Sommer 2024.

Andy Schmid, nach deiner beispiellosen Karriere als Schweizer Handball-Spieler bist du ab Sommer 2024 Schweizer Nationaltrainer. Eine große Ehre für Dich?
Klar, es ist eine Riesen-Ehre für mich. Die Reise als Spieler war unglaublich und ist auch noch nicht zu Ende. Nach meiner aktiven Karriere nun den Posten des Nationaltrainers übernehmen zu dürfen, erfüllt mich mit Stolz. Ich bin überzeugt, ich kann den Schweizer Handball weiterbringen. Schon während meiner Aktiv-Karriere hatte ich immer das grosse Ganze im Blick und diese Vision will ich auch als Coach weiterverfolgen.

Erkläre uns deinen Weg zum Nationaltrainer. Du hast schon alle Diplome im Sack?
In den vergangenen Jahren kristallisierte sich immer mehr heraus, dass ich Trainer werden möchte. Mit der Ausbildung beim SHV habe ich somit bereits 2017 begonnen. Im Dezember konnte ich meine schriftliche A-Lizenz-Prüfung erfolgreich abschliessen. Im Sommer werde ich noch den Berufstrainer-Lehrgang in Magglingen besuchen. Für mich ist klar: Es wird auch in Zukunft wichtig sein, dass wir Schweizer Nationalspieler*innen im Handball behalten und sie zu ähnlichen Wegen animieren können. Dies ist auch notwendig, um der aktuellen SHV-Strategie gerecht zu werden.

Es ist eine aussergewöhnliche Situation: Du agierst bis zur EM 2024 noch als Spieler, danach wirst Du als Neo-Nationaltrainer Chef deiner Mitspieler. Wie gehst Du damit um?
Zuerst möchte ich festhalten, dass wir uns im professionellen Leistungssport befinden. Die Rollen sind geklärt. Solange ich auf dem Feld stehe, werde ich alles dafür tun, dass wir erfolgreich sind. Ich werde mein Verhalten gegenüber aktuellen Mitspielern und dem Coaching-Staff zu keiner Zeit ändern. Auch mein Alter bzw. meine Erfahrung werden mir in dieser Sache helfen. Zudem bin ich – auch aufgrund meiner Spiel-Position – schon seit einiger Zeit eine Art verlängerter Arm des Trainers.

Die Erfahrung an der Seitenlinie als Trainer fehlt Dir aber. Wie willst Du diese wettmachen?
Wie als Spieler setze ich mir auch als Trainer immer die höchsten Ziele. Und um diese Ziele zu erreichen, werde ich mit der gleichen Leidenschaft und Hingabe agieren, als ob ich immer noch Spieler wäre. Ich bin mir aber auch bewusst, dass ich Fehler machen werde. Es ist ein ständiger Prozess und eine Entwicklung. Zudem mache ich mir schon jetzt Gedanken, wie wir den restlichen Staff zusammenstellen könnten, damit wir im Sommer 2024 bestmöglich vorbereitet sind.

Die Ansprüche an die Nationalmannschaft sind gestiegen. Neun Schweizer spielen schon in der Bundesliga, in fünf Jahren steigt die Heim-EM.
Die Perspektiven sind gut. Es ist schön, setzen so viele junge Schweizer Spieler auf die Karte Spitzensport und wagen den Sprung ins Ausland. Das war vor ein paar Jahren noch ganz anders! Michael Suter hat zu diesem Wandel einen grossen Teil beigetragen. Nun muss das Ziel sein, dass sich diese Spieler zu Keyplayern entwickeln. Dabei möchte ich ihnen helfen. Ich habe gelernt, dass die individuelle Ausbildung von immenser Bedeutung ist. Auch werde ich weitere, heute sehr junge, Spieler animieren, einen solchen Weg zu gehen. Sie müssen bis zur Heim-EM 2028 und darüber hinaus in den Fokus rücken.

Die Verbandsziele sind klar: Die Schweiz soll an möglichst vielen Endrunden-Turnieren dabei sein. Wie willst Du diese Hürde meistern?
Die Breite an Nationen, welche sich für Endrunden qualifizieren können, ist immens. Und es gilt zu bedenken, dass eine EM-Qualifikation einfacher ist als eine für die WM. Aber klar, die SHV-Ziele geben es vor, dass wir an möglichst vielen Grossanlässen dabei sein müssen. Dafür braucht es eine extreme Hingabe und zwar von allen Seiten: Verband, Vereine, Spieler, Trainer*innen und Sponsoren.

Du wirst zu 100 Prozent beim Verband angestellt sein. Deine Strahlkraft und Kompetenzen werden über den Job des Nationaltrainers hinausgehen. Wie sieht dein Job-Profil aus?
Einerseits übernehme ich die gewohnten Aufgaben eines Nationaltrainers: Betreuung der A-Nati, Einbringen bei der Junioren-Ausbildung, Zusammenarbeit mit den Vereinen, etc. Andererseits nehme ich auch Aufgaben «neben» der Halle wahr. Der Handballsport soll in der Schweiz als modern, attraktiv und zeitgemäss aufgefasst werden. Wie der Zentralvorstand bin auch ich der Überzeugung, dass es in einem Verband mehr braucht als nur die «nackten» Resultate. Wir möchten alle Personengruppen an unserer Sportart teilhaben lassen und integrieren. Projekte hat der Verband mit «Handball macht Schule» oder der «TogetherLeague» ja auch schon gestartet. Dazu brauchen wir aber auch Sponsoren und Partner. Es versteht sich von selbst, dass erfolgreiche Resultate unsere Entwicklung und Vision beschleunigen und auch glaubhaft machen. Zudem freue ich mich sehr auf den regelmässigen Austausch mit der operativen Geschäftsleitung, wo ich aktiv mitarbeiten werde.

Du siehst dich also nicht nur als A-Nationaltrainer.
Die A-Nationalmannschaft ist die Spitze des Eisbergs. Im Schweizer Handball braucht es am Ende die Trainer*innen von Kindern genau gleich, wie die Profi-Trainer*innen in der QHL. Ich möchte mich mit meinem Know-how und meiner Strahlkraft auch neben dem Feld einbringen, damit der Verband und unsere Sportart sich in die Richtung der gemeinsamen Vision weiterentwickeln.

Quelle: Raphael Bischof

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