Pallamano Ticino auch diese Saison auf der Überholspur

Nicola Bignasca, ihr musstet an dieser zweiten Ausgabe sogar Teams abweisen. Erzähl, wie es euch in den letzten Wochen ergangen ist.

Nicola Bignasca: Während wir letztes Jahr noch Schulklassen aus der Sekundarstufe eingeladen haben, sind die 70 Teilnehmer-Teams alles Primarklassen zwischen der 3. und 5. Klasse. Das hat einen einfachen Grund: Wir konnten aus Platzmangel keine weiteren Altersstufen aufnehmen – bereits so mussten wir sechs Klassen leider absagen. Das Sportzentrum Tenero bietet drei Dreifachhallen, und wir haben am Turnier alle besetzt.

Mittlerweile sind die Tessiner Schulkinder schon öfters mit Handball in Kontakt gekommen. Ist ein weiteres Turnier für Klassen der Sekundarstufe geplant?

Nicola Bignasca: Tatsächlich planen wir für kommende Saison, hier einen Schwerpunkt zu setzen. Denn 2024 findet der Schweizerische Schulsporttag (SSST) im Tessin statt. Unser Anliegen ist es, im Vorfeld ein Qualifikationsturnier zu veranstalten – die Sieger könnten dann unseren Kanton am SSST vertreten. Dafür suchen wir im Moment nach finanziellen Mitteln, um im Vorfeld möglichst viele Schulen besuchen zu können. Der Erfolg des jetzigen Schulhandball-Turnier hat uns gezeigt, dass der Kontakt über eine HmS-Demolektion in den Klassen am gewinnbringendsten ist.

Das Engagement von Pallamano Ticino und Nicola Bignasca findet auch in den Tessiner Medien Interesse. Beim zweiten Schüler-Handball-Turnier von Tenero war darum auch das Tessiner Fernsehen "RSI" vor Ort. Zum Bericht geht es mit einem Klick auf den untenstehenden Link. 

Am Schulhandball-Turnier standen neben Deutschschweizer Schiedsrichtern auch Tessiner Aspiranten und Spielleiter im Einsatz.

Ja, das ist ein weiterer, wichtiger Schritt, den wir diese Saison gehen konnten. Im Januar hat in Biasca der erste Einführungskurs für Schiedsrichter-Aspiranten unter der Leitung von Reto Fallegger und Philipp Walther stattgefunden. Vier unserer jungen Spieler haben daran teilgenommen und am Nachmittag auch direkt Spiele geleitet. Sie hatten ja bereits erste Erfahrungen als Spielleiter gesammelt und entwickeln sich weiter – bald stehen ihre ersten Einsätze in der Deutschschweiz an. Fünf weitere Spieler und erfreulicherweise zwei Spielerinnen haben am Turnier unter der Leitung von Bruno Künzle erste Erfahrungen als Spielleiter gesammelt. Der Nachwuchs an Unparteiischen ist im Tessin auf dem guten Weg!

An der Mitgliederversammlung des SHV im vergangenen September hast du an die Vereinsvertreter appelliert, euch bei der Suche nach möglichen Trainerinnen oder Trainern zu helfen. Wie seid ihr aktuell aufgestellt?

Leider hat sich aus dem Appell selbst kein direkter Kontakt ergeben. Für uns ist dies die grösste Herausforderung, denn Antonio (Marano, Anm.) und ich übernehmen einen Grossteil der Lektionen und Trainings. Unsere aktiven Mitglieder sind noch zu jung, um in dem Bereich selbstständig eine Funktion zu übernehmen. Mittlerweile haben wir aber einen Stamm von acht Leiterinnen und Leitern, die entweder ausgebildet sind oder sich in der Coach-Ausbildung befinden, darunter auch Eltern von neuen Mitgliedern. Ich bin erleichtert, dass sich diese Kontakte ergeben haben – aber für die weitere Entwicklung werden wir mehr personelle Ressourcen brauchen.

Bereits jetzt sind an verschiedenen Standorten neue Trainingsgruppen entstanden – dazu ein Mädchen-Team auf U13-Stufe. Was sind eure Pläne für den Frauenhandball?

Nach der ersten Ausgabe des Schulhandball-Turniers vor einem Jahr haben wir festgestellt, dass rund die Hälfte der Kinder, die zum Schnuppern in die Trainings gekommen sind, Mädchen sind. Darum war für uns sehr schnell klar, den Mädchen ein eigenes Team zu ermöglichen. Mittlerweile sind rund 25 Spielerinnen gemeldet, was uns nun an die Limite bringt. Darum werden wir nächste Saison eine U14-Mannschaft stellen und die jüngeren Spielerinnen weiter in gemischten Teams einbinden. Mittelfristig ist das Ziel, die Spielerinnen der anderen Tessiner Standorte gemeinsam zu trainieren. Besonders positiv ist, dass sich zwei Frauen nun als mögliche Trainerinnen zur Verfügung stellen wollen.

Ein weiteres Projekt ist, einen freiwilligen Schulsport in Lugano anzubieten.

Ja, hier hat sich eine Möglichkeit in einer Sekundarschule ergeben. Der Vorteil ist, dass das Angebot über Mittag stattfinden würde, also dann, wenn noch Hallenkapazitäten zur Verfügung stehen. Wir wollen dieses Angebot nutzen, um verschiedene Wege auszuprobieren und auch in Lugano Fuss zu fassen. Das sieht auch unsere mittelfristige Strategie vor.

A propos Strategie: Pallamano Ticino erhält seit dieser Saison finanzielle Unterstützung aus der Stiftung Pro Handball. Kannst du die Rahmenbedingungen und Ziele beschreiben?

Unser Ziel ist, innerhalb von fünf Jahren vier zusätzliche Vereine im Kanton Tessin aufzubauen und nachhaltig zu fördern. Diese Vereine sollen danach in einem Kantonalverband gruppiert und geleitet werden. Mit Bellinzona, Biasca, Riva San Vitale und Tenero haben wir bereits vier Standorte, an denen regelmässig Trainings mit Gruppen von rund 20 Teilnehmenden stattfinden. Diese sind zum Grossteil aus unseren Aktionen über «Handball macht Schule» in den Primarschulen entstanden. Um dieses Angebot über mehrere Jahre aufrechterhalten zu können, hat Pallamano Ticino 2022 die Stiftung Pro Handball um Unterstützung gebeten. Dadurch können unsere Trainer einen Tag pro Woche für die Handballförderung investieren. Wir hoffen natürlich weiter auf diese Unterstützung – es gibt noch viel zu tun!

Nicola Bignasca ist Trainer und Präsident des Vereins Pallamano Ticino. Der 56-Jährige hat zwei Kinder und ist Kommunikationsverantwortlicher des nationalen Jugendsportzentrums in Tenero. Neben dem Sport gilt seine Leidenschaft der Literatur. In Zusammenarbeit mit dem SHV und der Stiftung Pro Handball fördert er seit mehreren Jahren aktiv die Handballbewegung im Kanton Tessin.