Nationalteam Männer • 14.01.2021
Die Schweizer Nationalmannschaft hat ihr erstes WM-Spiel nach 26-jähriger Absenz gegen Österreich mit 28:25 (13:13) gewonnen. An einem denkwürdigen Tag mit unzähligen Hürden zeigte die Schweiz auf den Punkt den nötigen Willen und eine kämpferisch erstklassige Leistung. Andy Schmid war mit sieben Treffern der erfolgreichste Werfer im Team von Trainer Michael Suter.
Die Startminuten gehörten Österreich, das schnell mit 3:0 in Führung ging. Cédrie Tynowski und Nikola Portner (!) brachten die Schweiz bis zur 7. Minute wieder ran und Nicolas Raemy gelang in zehnten Minute der Ausgleich zum 4:4. In der Folge agierten beide Mannschaften auf Augenhöhe, die Österreicher legten dabei zumeist knapp vor. Nur beim 7:6 (16.) lag die Schweiz in der ersten Halbzeit in Führung. Bis zur Pause duellierten sich die Teams auf Augenhöhe, entsprechend ausgeglichen ging es in die Halbzeit.
Die Schweizer erwischten einen perfekten Start in den zweiten Durchgang und konnten sich schnell ein kleines Polster erspielen. Vier Tore in Serie von Lenny Rubin sorgten für die 19:15-Führung nach 41 Minuten. Auch in der Schlussviertelstunde war bei der Nati keine Müdigkeit zu spüren und so behielt das Team von Trainer Michael Suter stets mit mindestens drei Treffern die Oberhand. Am Ende jubelte die Schweiz über einen historischen wie auch denkwürdigen Erfolg.
Der Schlüssel zum Sieg lag einmal mehr in einer kämpferischen Abwehrleistung mit gut dosierter Aggressivität. Vor allem das Tempospiel der Österreicher kam gar nicht zur Entfaltung. Team Austria verbuchte keinen einzigen Treffer im Tempogegenstoss. Zudem zahlte sich aus, dass die Schweiz nur halb so viele technische Fehler machte, wie der Gegner (7:15).
Andy Schmid dirigierte gewohnt routiniert, mit grosser Übersicht und nahm sich zudem einige wichtige Abschlüsse. Unterstützt wurde er in der Offensive von Cédrie Tynowski, der in seinem ersten Turnierspiel überhaupt (Junioren ausgeklammert) eine starke Vorstellung ablieferte. Als das Spiel zu Beginn der zweiten Halbzeit zu Gunsten der Schweiz kippte, war zudem Lenny Rubin als wurfgewaltiger Shooter zur Stelle.
Nationaltrainer Michael Suter überraschte mit seiner Startaufstellung und spielte in der Offensive auf der linken Seite mit Samuel Zehnder am Flügel und Mehdi Ben Romdhane im Rückraum. Die beiden Youngster machten ihre Sache gut und sind eine echte Alternative zu den arrivierten Akteuren.
Österreich hatte sich gut auf das Zusammenspiel am Kreis zwischen Schmid und Milosevic eingestellt. Nur selten kam die effektive Waffe der Schweizer am Donnerstag zum Zuge.
Das Duell der beiden Mitteleuropäer war kein Spiel für die Torhüter. Nur selten konnten sich die Gespanne auf beiden Seiten auszeichnen. Aurel Bringolf war dennoch mehrmals mit wichtigen Paraden im 1-gegen-1 zur Stelle und entschied das Duell auf der Torhüterposition für sich.
Die Partie gegen Österreich ist das erste WM-Spiel der Schweizer Nationalmannschaft seit dem 20. Mai 1995 gegen Tschechien. Damals beendete man die Weltspiele auf Rang 7. Bei der Rückkehr nach fast 26 Jahren meldete sich die Schweiz nun mit dem 31. Sieg im 47. Duell gegen Nachbar Österreich zurück.
Der Schweizer Tag beginnt vor 6 Uhr morgens mit der Anreise an den Flughafen Zürich. Der Wintereinbruch macht der Nati zunächst einen Strich durch die Rechnung und der geplante Abflug um 8 Uhr verzögert sich um mehr als 90 Minuten. In Ägypten angekommen folgt zunächst ein doppelter Corona-Test. Erst nach den negativen Schnelltests und einem Abstrich für einen PCR-Test geht es mit Polizei-Eskorte los. Durch die Verzögerungen geht es nicht ins Hotel, sondern direkt in die Halle. Zwei Stunden vor dem Anpfiff trifft die Schweizer Delegation ein, nimmt einen Snack zu sich und wartet auf das Gepäck. Und wartet...erst gut eine Stunde vor dem Spiel kommt das Material an. Umziehen, tapen, aufwärmen, spielen, gewinnen. Was für ein Tag.
Am Freitag hat die Schweiz spielfrei. Spieler und Staff werden den Tag nutzen, um richtig in Ägypten anzukommen. Aufgrund der strengen Beschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie wird sich das Geschehen dabei aber auf das Teamhotel und die Trainingshalle beschränken. Am Samstag wartet dann um 20.30 Uhr (MEZ) mit Norwegen der nächste Prüfstein.
Michael Suter: „Ich bin unglaublich stolz auf meine Mannschaft. Nach diesem Tag mit allem drum und dran so eine Leistung zu zeigen, nötigt mir grössten Respekt ab. Das Spiel war eins, wenn nicht sogar das wichtigste Spiel für die Jungs und mich. Wir hatten hier die historische Chance nach 26 Jahren wieder für die Schweiz ein WM-Spiel zu bestreiten und wir wussten, dass wir heute eine Chance auf den Sieg hatten – die haben wir genutzt. Wir sind glücklich, dass wir zum Start die Aufgabe gemeistert haben und freuen uns jetzt auf zwei Spiele gegen absolute Top-Nationen.“
Alen Milosevic: „So etwas wie heute habe ich noch nie erlebt. Ich kann es noch gar nicht fassen, was heute alles passiert ist. Am Ende zeigen wir einen unglaublichen Willen, unfassbaren Kampfgeist und belohnen uns mit einem Sieg. Mit den zwei Punkten im Rücken winkt die Hauptrunde und diesen Schwung von heute wollen wir mitnehmen. Wir haben morgen einen Tag Erholung und dann sollen Norwegen und Frankreich nur kommen, wir sind bereit.“
WM 2021: Vorrunde
Österreich - Schweiz 25:28 (13:13)
Madinat Sittah Uktubar - keine Zuschauer - Kolahdouzan/Mousavian (IRI).
Torfolge: 3:0 (5.), 3:2, 4:2, 4:4, 6:5, 6:7 (16.), 8:7, 13:13; 13:15, 14:15, 14:18 (39.), 21:24, 21:26 (55.), 23:26, 25:28.
Strafen: 7mal 2 Minuten inklusive Disqualifikation (Herburger/56.) gegen Österreich, 4mal 2 Minuten gegen die Schweiz.
Österreich: Bauer (3 Paraden)/Eichberger (3); Hermann, Dominik Schmid (3 Tore), Weber (7/4), Frimmel (2), Herburger, Zeiner (1), Zivkovic (5), Wagner (2), Jochmann, Hutecek (4), Stevanovic (1).
Schweiz: Portner (1 Tor, keine Parade)/Bringolf (5); Schmid (7 Tore/2), Rubin (6), Tynowski (6), Svajlen, Lier (2/1), Sidorowicz (3), Raemy (1), Röthlisberger (1), Zehnder, Milosevic (1), Ben Romdhane.
Bemerkungen: Schweiz ohne Meister (verletzt), Küttel (krank), Maros, Schelker (beide positiv auf Corona getestet), Tominec, Gerbl und Novak (alle nicht eingesetzt). Schmid verschiesst Penalty (37./14:17).
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