Nationalteam Männer • 16.06.2019
Die Schweizer Nationalmannschaft hat den Bann gebrochen: Dank einer starken Leistung in Serbien schafft sie zum ersten Mal seit 2006 die Qualifikation für ein grosses Turnier: Die EM-Endrunde im nächsten Januar in Österreich, Norwegen und Schweden. Die 31:32 (17:19)-Niederlage reicht für den zweiten Platz in der schwierigen Gruppe.
Mit grossen Worten soll gemeinhin vorsichtig umgegangen werden. Die Mannschaft von Trainer Michael Suter hat sich am Sonntagabend in Novi Sad zwei davon aber mehr als verdient: Sie hat mit der Qualifikation für die EM-Endrunde Historisches geschafft. Und sie hat dafür in einem schwierigen Spiel in hitziger Atmosphäre eine Meisterprüfung bestanden.
Die Schweiz geriet vor 6'000 Zuschauern bei sehr hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit nach einer vor allem offensiv starken ersten Halbzeit bis zur 48. Minute mit 23:28 in Rückstand. Serbien hatte zu diesem Zeitpunkt die Hypothek aus dem Hinspiel wettgemacht, und es schien für einen Moment, als müsste aus Schweizer Sicht die grosse Rechnerei im Rennen um die besten Gruppendritten beginnen.
Die gewichtigen Ausfälle kompensiert
Doch es kam ganz anders. Die SHV-Auswahl erzielte in fünf Minuten fünf Tore in Folge und ebnete damit den Weg an die Endrunde. Und sie tat es aus eigener Kraft. Die Verteidigung, die vorher lange keinen Zugriff fand, funktionierte dank kleinen Umstellungen von Michael Suter genau dann, als es entscheidend war. Das Kollektiv wuchs genau dann in der Crunchtime über sich hinaus, als es nur noch zwei Möglichkeiten gab: Bestehen oder Scheitern.
«Wir haben Charakter gezeigt. In der kritischen Phase haben viele junge Spieler die Verantwortung übernommen.» (Andy Schmid)
Die Schweizer bestanden in Novi Sad. Und das im wahrscheinlich wichtigsten Moment in einem Länderspiel im vergangenen Jahrzehnt. «Das war die Krönung eines Prozesses, der mehrere Jahre gedauert hat. Wir hatten die nötige Breite. Und wir haben Charakter gezeigt. In der kritischen Phase haben viele junge Spieler die Verantwortung übernommen. Wir haben uns die Qualifikation als Mannschaft verdient», sagte Andy Schmid.
Die Art und Weise des Auftritts in der letzten Viertelstunde in Serbien ist umso bemerkenswerter, als dass mit Alen Milosevic und Samuel Röthlisberger zwei tragende Stützen kurzfristig aufgrund von Verletzungen ausgefallen waren. Die Schweiz kompensierte es. Einerseits taktisch, andererseits kämpferisch. Es sprangen andere in die Bresche. Die Mannschaft liess sich nicht mehr von ihrem Weg abbringen.
Erstmals seit 2003 aus eigener Kraft
Ein Weg, der an die EM-Endrunde geführt hat. Im nächsten Januar werden die Schweizer erstmals seit 2006 und der damaligen Heim-EM wieder an einem grossen Turnier teilnehmen. Letztmals aus eigener Kraft für einen Grossanlass qualifizierte sich die SHV-Auswahl im Sommer 2003, als sie den Sprung an die EM-Endrunde in Slowenien schaffte. Damals war es ein Playoff-Erfolg gegen die Türkei. 16 Jahre später gelang in Serbien endlich der Befreiungsschlag.
«Es bedeutet mir sehr viel. Diesen Moment hier in Novi Sad werde ich nie vergessen.» (Andy Schmid)
«Das ist extrem wichtig für den Schweizer Handball, und natürlich auch für mich. Ich habe lange genug zugesehen, wenn im Januar die grossen Turniere stattfanden. Ich habe fast nicht mehr daran geglaubt, dass es für mich in meiner Karriere noch klappt, auf dieser Bühne zu spielen. Darum ist es jetzt eine grosse Erleichterung. Es bedeutet mir sehr viel. Diesen Moment hier in Novi Sad werde ich nie vergessen», sagte Andy Schmid. Der Schweizer Regisseur war mit 54 Treffern mit grossem Vorsprung Topskorer der gesamten EM-Qualifikation.
Die EM-Endrunde im nächsten Januar findet in Österreich, Schweden und Norwegen statt. Wo und gegen wen die Schweiz antreten wird, entscheidet sich in knapp zwei Wochen: Am 28. Juni werden in Wien die Gruppen ausgelost. Es ist eine wunderbare Aussicht für eine Schweizer Mannschaft, die für die kommenden Jahre hervorragende Perspektiven hat. Und sich noch viele weitere grosse Worte erarbeiten kann.
Serbien – Schweiz 32:31 (19:17)
Spens, Novi Sad – 6'000 Zuschauer – Sr. Sondors/Licis (LAT).
Torfolge: 0:1, 4:5, 5:5, 5:7 (10.), 7:9, 9:9, 9:11, 11:11, 11:12, 12:13, 14:13 (21.), 15:14, 15:15, 17:15, 17:17, 19:17; 20:18, 20:19, 22:19, 23:20, 23:21, 25:21, 26:22, 26:23, 28:23, 29:24 (48.), 29:29 (54.), 30:29, 30:31 (57.), 32:31.
Strafen: 3mal 2 Minuten gegen Serbien; 7mal 2 Minuten gegen die Schweiz.
Serbien: Milosavljev (6 Paraden)/Ivanisevic (3 Paraden); Pusica, Vujic (3), Crnoglavac (6), Pesic (1), Radivojevic (8/2), Nemanja Ilic (1), Mosic, Vanja Ilic (2), Nikolic (1), Kukic (6), Zelenovic (2), Sretenovic (1), Marsenic (1), Stankovic.
Schweiz: Portner (5 Paraden)/Bringolf (1 Parade); Schmid (6), Meister (1), Rubin (2), Tynowski (6), Svajlen (1), Lier (4/2), Sidorowicz (2), Von Deschwanden, Raemy (2), Küttel (4), Maros (2), Tominec, Mühlemann (1), Novak.
Bemerkungen: Schweiz ohne Röthlisberger, Milosevic, Delhees, Markovic, Vernier (alle verletzt), Gerbl und Zehnder (beide überzählig). Milosavljev hält Penalties von Lier (24./15:14) und Schmid (46./27:23).
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