Unentschieden gegen Deutschland – die Schweiz begeistert im Hallenstadion

Nationalteam Männer  •  07.05.2025

250507 0727 SUI GER Deuring

Wow! Vor begeisternden 8‘354 Fans im altehrwürdigen Hallenstadion bietet die Schweiz der Handball-Grossmacht Deutschland mit 32:32 die Stirn und holt sich einen sehr wichtigen Punkt im Kampf um eine erfolgreiche Qualifikation für die EHF EURO 2026. Der nächste Showdown steigt am Sonntag um 18 Uhr in Graz gegen Österreich.

Das Wichtigste in Kürze

  • Welch ein Spiel der Schweizer Nationalmannschaft! Nach einer sensationellen ersten Halbzeit mit dem Prunkstück Defensive führt sie gegen Deutschland mit 14:11. Lange kann die Nati diesen Vorsprung halten. Mit der letzten Aktion gleichen die Deutschen per Penalty doch noch aus. Am Ende trennen sich gross aufspielende Schweizer und der Favorit aus Deutschland so mit 32:32. 
  • 8'354 Fans verwandeln das Hallenstadion in eine Festhütte. In den letzten fünf Minuten steht das ganze Stadion. Standing Ovation für die Nati! Definitiv nicht alltäglich.
  • Für eine erfolgreiche EM-Qualifikation ist dieser Punkt Gold wert. Weil Österreich zeitgleich in der Türkei aber mit plus fünf Toren gewinnt, muss am Sonntag ein Sieg her in Graz, will man die Österreicher auf Rang zwei abfangen. Mit dem gewonnen Punkt gegen Deutschland sieht es aber sehr gut aus, damit sich die Schweiz auch als eine der vier besten Gruppendritten durchsetzen könnte. 

Spielverlauf

Die Schweiz startet überragend in die Partie und setzt sich mit einem 5:1-Vorsprung früh ab. Alfred Gislason reagiert und nimmt bereits in der 6. Spielminute sein erstes Team-Timeout. Der deutsche Coach stellt daraufhin seine Aufstellung um, denn die Schweizer leisten in der Deckung um Abwehrchef Samuel Röthlisberger einen unglaublich soliden Job. Trotz mehrfacher Unterzahl in der ersten Halbzeit bleibt die Schweiz konstant in Führung. Auch Keeper Nikola Portner trägt seinen Teil dazu bei, mit einer Abwehrquote von 50 Prozent in der Anfangsphase glänzt er zwischen den Pfosten. In der Offensive erobern die Schweizer immer wieder Bälle und können so gefährliche Einzelgegenstösse laufen. Doch vor dem deutschen Tor tun sich die Schweizer schwer – auch Andi Wolff hält sein Team im Spiel. Er sorgt mit starken Paraden dafür, dass die Deutschen im Spiel bleiben. 14:11 in der Halbzeit. 

Nach dem Seitenwechsel löst sich der Knoten – die Tore fallen schneller. Beide Teams drücken aufs Gaspedal. In der Hauptrolle? Noam Leopold! Der Nantes-Flügel kommt für Samuel Zehnder zum Zug, versenkt in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit direkt drei Tore in Folge. Am Ende sind es gar neun Treffer in einer Halbzeit und Leopold kürt sich zum Topskorer der Partie. 

Die Schweizer wissen das Hallenstadion zu begeistern, beginnen auch zu zaubern  – gewagte Pässe finden den Weg in die richtigen Hände, die Bälle versenken die Schweizer dann souverän im gegnerischen Tor. Dabei gehen auch die Jungen in der Person von Felix Aellen oder Luca Sigrist voran. Trotzdem bleiben die Deutschen dran. Der hart erkämpfte Vorsprung schmilzt Tor für Tor davon, der Nati schwinden spürbar die Kräfte – in der letzten Minute ist die Schweiz noch mit einem Treffer vorne. In der Halle stehen nun alle. Doch dem Team von Andy Schmid gelingt es nicht, den Ball noch ein letztes Mal an Andi Wolff vorbeizubringen. So gehört die letzte Aktion den Deutschen. Penalty drei Sekunden vor Schluss. Juri Knorr beweist Nervenstärke und versenkt den Ball souverän, rettet sein Team damit zum Unentschieden. 

 

STIMMEN

Andy Schmid: Ich bin mega stolz auf das, was wir von der ersten bis zur letzten Minute gezeigt haben. Jeder Spieler hat heute das auf die Platte gebracht, was unseren Sport ausmacht. Wir haben die Schweizer Fans sichtlich begeistert. Logisch, hätten wir heute gewinnen wollen und vielleicht auch sollen. Das Unentschieden bedeutet am Ende aber, dass wir sehr viel richtig gemacht haben.

Noam Leopold: Es ist eine Mischung aus Enttäuschung und Stolz, denn wir hatten das Spiel lange in der Hand. Am Ende machen in einem Spiel gegen den Olympia-Zweiten Kleinigkeiten den Unterschied darüber aus, dass wir nur einen statt zwei Punkte mitnehmen.

Nikola Portner: So ist der Sport, auch wenn wir natürlich im Moment enttäuscht sind. Die Atmosphäre hier war super und wir können trotz allem stolz sein auf unsere Leistung. Jeder Punkt ist wichtig in dieser Qualifikation, und wir werden am Sonntag mit vollem Fokus und Selbstvertrauen in das letzte Spiel gehen.


Julian Köster: Heute war ein sehr schweres Spiel. Wir mussten wirklich kämpfen, um hier am Ende ein glückliches Unentschieden zu erlangen. Aus unserer Sicht nicht das beste Spiel. Persönlich hätte ich der Mannschaft gerne mehr im Angriff geholfen, dementsprechend bin ich heute nicht zufrieden mit meiner Leistung. Bis zum nächsten Spiel gegen die Türkei haben wir noch ein paar Trainingseinheiten. Wir müssen effektiver im Angriff werden und unsere Chancen besser nutzen. In der Abwehr müssen wir kompakter stehen und uns gegenseitig helfen. Das wird unser Ziel sein.

Cédrie Tynowski: Die Stimmung in der Halle war unglaublich – ich habe teilweise mein eigenes Wort nicht verstanden. Für die Spieler ist es trotz nur einem Punkt ein tolles Erlebnis und ich hoffe, auch für das Publikum. Ich habe die letzte Abwehraktion am Bildschirm nachgeschaut: Der Penalty-Entscheid geht völlig in Ordnung, auch wenn wir uns aus Schweizer Sicht sicher gerne etwas anderes gewünscht hätten.

Julian Köster und Cédrie Tynowski antworteten auf die Fragen des inklusiven Medienteams, das am Länderspiel Schweiz-Deutschland im Einsatz stand.

L'équipe nationale au Hallenstadion

So geht es weiter

Der EM-Qualifikations-Krimi in der Gruppe 7 spitzt sich zu.

  • Die Deutschen sind mit diesem Punktgewinn qualifiziert und in jedem Fall Gruppensieger, weil sie die Direktvergleiche (Hin- und Rückspiel) sowohl gegen die Schweiz als auch Österreich gewonnen haben.
  • Für Gruppenrang 2, der in jedem Fall zu einer EM-Qualifikation berechtigt, muss die Schweiz am Sonntag Österreich schlagen (18 Uhr, SRF info). Dies, weil die Österreicher und Schweizer nach fünf von sechs Spielen zwar beide sechs Punkte aufweisen, unsere Nachbarn aber das bessere Torverhältnis aufweisen. 
  • Gewinnt die Schweiz am Sonntag nicht, ist sie Gruppendritte. Und kommt ins Gruppendritten-Ranking. Das heisst: Alle Gruppendritten der acht Quali-Gruppen werden in einer neuen Tabelle zusammengefasst, die besten vier fahren ebenfalls an die EHF EURO 2026. Wichtig: In dieser Tabelle zählen nur die Spiele gegen die Erst- und Zweitklassierten, also die Partien gegen Deutschland und Österreich. In diesen Spielen hat die Schweiz schon zwei Punkte gewonnen und befindet sich in einer guten Ausgangslage. 

TELEGRAMM

SCHWEIZ - DEUTSCHLAND 32:32 (14:11)
Hallenstadion, Zürich; 8354 Fans, SR: Lah/Sok (SVN)

Schweiz: Portner (8 Paraden), Scheidiger (2); Meister (2), Rubin (6), Aellen (4), Röthlisberger, Küttel, Maros (3), Steenaerts (2), Laube (3), Wanner, Sigrist (3), Zehnder S., Willecke, Leopold (9), Wolfisberg. 

Deutschland: Wolff (9 Paraden), Späth; Freihöfer (1), Lichtlein, Golla (2), Schluroff (1), Witzke (5), Häseler (4), Knorr (6), Köster (1), Uscins (3), Nothdurft (3), Semper (3), Fischer (1), Grgic (1), Kastening (1). 

Strafen: 4 mal 2 Minuten gegen die Schweiz und 1 mal 2 Minuten gegen Deutschland. 

EM-Qualifikation

GRUPPE 7

Türkei - Österreich 29:34
Schweiz - Deutschland 32:32

11. Mai 2025, 18 Uhr: Österreich-Schweiz in Graz
11. Mai 2025, 18 Uhr: Deutschland-Türkei in Stuttgart

Rangliste

  1. Deutschland 5/8
  2. Österreich 5/6
  3. Schweiz 5/6
  4. Türkei 5/0

Bereits gespielt:

Deutschland - Schweiz 35:26
Österreich - Türkei 31:28
Türkei - Deutschland 29:36
Schweiz - Österreich 29:29
Türkei – Schweiz 34:38 (16:21)
Österreich – Deutschland 26:26 (11:13)
Deutschland – Österreich 31:26 (16:14)
Schweiz – Türkei 30:27 (15:14)

Quelle: Fabiola Hostettler und Raphael Bischof (Text) / Martin Deuring und Alexander Wagner (Bilder)

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