Quickline Handball League • 21.08.2025

Mit dem Saisonstart 2025/26 hält im Schweizer Spitzenhandball eine wichtige Neuerung Einzug: der Videobeweis (Video-Replay) in der Quickline Handball League. Was sich ändert und was nicht, erklärt Stephan Summ, Leiter Spielbetrieb und Schiedsrichter.
Möglich wird das Video-Replay dank der neuen Multi-Angle-Kameras, die rund um die Neuerungen im Livestreaming ab 27. August erstmals in allen QHL-Hallen zum Einsatz kommen.
Wie genau das Video-Replay-System funktioniert, welche Szenen überprüft werden dürfen und warum die Entscheidungshoheit trotzdem bei den Schiedsrichtern bleibt – darüber spricht Stephan Summ, Leiter Spielbetrieb und Schiedsrichter beim Schweizerischen Handball-Verband, im Interview.
Stephan Summ, warum kommt der VR jetzt in der QHL zum Einsatz?
«Es ist wichtig zu betonen: Im Handball sprechen wir nicht von einem «Video-Referee» wie im Fussball, sondern von einem Video-Replay-System. Es gibt keine zusätzliche Person, die Entscheidungen trifft – ausschliesslich die Schiedsrichter*innen selbst können in klar definierten Situationen eine Szene nochmals anschauen. Möglich wird das erst jetzt, weil wir neu ein Streaming-System mit mehreren Kameraperspektiven haben. Mit der bisherigen Panoramakamera wäre eine sinnvolle Nutzung gar nicht möglich gewesen, es braucht immer zwei bis drei unterschiedliche Perspektiven.»

Was ist das Ziel des VR?
«Vor allem wollen wir Fehlentscheidungen in klar definierten, kritischen Momenten vermeiden. Häufig geht es um die Frage: Zwei Minuten oder Rote Karte? Und wenn Rot, gegen wen genau? Auch Wechselfehler, Rudelbildung oder spielentscheidende Szenen in den letzten 30 Sekunden können überprüft werden.»
Wer kann eine Überprüfung auslösen?
«Sowohl Schiedsrichter*innen als auch der Delegierte können ein Video-Replay auslösen – je nach Situation. Trainer und Spieler dürfen kein Video-Replay verlangen. Tun sie es doch, gibt es im Regelfall eine zwei Minuten Zeitstrafe. Wir wollen vermeiden, dass das wie im Fussball ständig eingefordert wird. Ab dem ersten Spieltag wird das konsequent durchgezogen.»
Wie oft dürfen Schiedsrichter*innen oder Delegierte den Video-Replay nutzen? Besteht nicht die Gefahr, dass der Spielfluss darunter leidet?
«Es gibt im Handball keine fixe Begrenzung der Video-Replay-Aufrufe pro Spiel – entscheidend ist immer die Relevanz der Szene. Wir setzen darauf, dass die Schiedsrichter*innen und Delegierten verantwortungsvoll damit umgehen und nur in klar definierten, wichtigen Situationen prüfen. Dank der klaren Prozesse und der Unterstützung durch den Operator dauert ein Replay im Schnitt 60 bis 90 Sekunden – das ist verkraftbar und dient letztlich der Fairness.»
Warum wird das Video-Replay zunächst nur in der QHL der Männer eingesetzt?
«Weil dafür mindestens fünf Kameras mit definierten Winkeln notwendig sind. Diese Technik ist aktuell in den Frauenhallen oder in der NLB nicht überall verfügbar. Wenn sich das System bewährt, wäre es logisch, es auch in der höchsten Frauenliga einzuführen. Im Mobiliar Handball Cup wird das Video-Replay in dieser Saison zudem nur bei Begegnungen zwischen zwei QHL-Teams oder am Final4 eingesetzt, da nur dort die nötige Infrastruktur garantiert ist.»
Was wünschst du dir für den Start?
«Dass das Video-Replay die Entscheidungsqualität steigert und in den richtigen Momenten Sicherheit gibt – ohne falsche Erwartungen zu wecken. Und dass wir gleich zu Beginn vermeiden, dass nach einer Videoprüfung eine klar falsche Entscheidung stehen bleibt.»
In der Saison 2025/26 können folgende neun Situationen von Delegierten und Schiedsrichter*innen mit Video-Replay überprüft werden:
Zwei weitere Situationen sind definiert, kommen aber erst in einer späteren Ausbauphase hinzu. Weil dafür Torkameras erforderlich sind, die aktuell noch nicht in den Hallen vorhanden sind, werden sie in der Saison 2025/26 noch nicht umgesetzt:
Video-Replay ist im Spitzenhandball längst etabliert. Unter anderem in folgenden europäischen Ligen und Wettbewerben kommt es bereits zum Einsatz (Aufzählung nicht abschliessend):
Der SHV ist der nationale Fachverband und das Kompetenzzentrum für den Handballsport in der Schweiz.
Der SHV ist Mitglied von Swiss Olympic sowie des Weltverbands IHF und der Europäischen Handball Föderation EHF.
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