EM-Qualifikation: Erfrischender Schweizer Auftritt gegen den Olympiasieger

29.09.2019

Malin Altherr im Heimspiel gegen Russland. (Alexander Wagner, 29.09.2019)

Die Schweizer Frauen-Nationalmannschaft hat ihr Heimspiel gegen Olympiasieger Russland mit 26:35 (13:15) verloren. Vor knapp 1'000 Fans in Gümligen zeigte die Auswahl von Trainer Martin Albertsen einen starken Auftritt und bot dem übermächtigen Gegner lange Paroli.

Im ersten Länderspiel in der Mobiliar Arena zeigten die Schweizerinnen von Anfang an, dass sie gewillt waren, ein aufsässiger und leidenschaftlich kämpfender Gegner zu sein. Im Gegensatz zum Auswärtsspiel am Mittwoch in Serbien, das sie mit (zu) viel Respekt angegangen waren und sich rasch einen Rückstand einhandelten, spielten sie am frühen Sonntagabend in der Berner Agglomeration gleich voll mit. Mehr noch: Sie bestimmten sogar die Gangart.

Russland führte nach einer rassigen Startphase zwar mit 7:5, verlor dann aber gegen die agile und kämpferische Schweizer Deckung den Faden. Trainer Ambros Martin bezog schon nach einer Viertelstunde die erste Auszeit, und seine Mannschaft tat sich schwer, den geforderten Kampf anzunehmen. Die Schweiz blieb zehn Minuten ohne Gegentor und schaffte die Wende zum 9:7 (19.).

Schlechter Lohn zur Pause

Den Schweizerinnen gelang es, Russland im ersten Durchgang zu zehn (!) technischen Fehlern zu zwingen. Aber es reichte nicht. Die ausgeglichene Sbornaja um Weltklasse-Linkshänderin Anna Wjachirewa kam vor der Pause wieder zurück, und ausgerechnet in Unterzahl stellten die Gäste von 11:12 auf 11:14. Mit dem 13:15-Pausenrückstand waren die Schweizerinnen für ihre engagierte erste Halbzeit darum schlecht belohnt.

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Nach dem Seitenwechsel stellte der Olympiasieger die erwarteten Verhältnisse her. Mit drei Toren in den ersten 160 Sekunden zum 18:13 stellten die Russinnen früh die Weichen. Der Abstand wuchs danach langsam, aber kontinuierlich an. Es blieb jedoch stets eine sehenswerte, mit viel Tempo geführte Partie.

Beste Offensive seit zwei Jahren

Die Schweiz hielt im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiterhin gut dagegen. Die Defensive fand gegen das physisch starke und kreative russische Angriffsspiel aber nicht mehr den gleichen Zugriff wie in der ersten Halbzeit, dazu kam eine höhere Fehleranzahl in der Offensive, die wiederholt zu Kontertoren führte – vor allem, da die SHV-Auswahl über weite Strecken mit der siebten Feldspielerin agierte.

Abgesehen von den Ballverlusten funktionierte das Angriffsspiel des Heimteams aber weiter. Die Schweizerinnen fanden während den gesamten 60 Minuten immer wieder Lösungen und erzielten 26 Treffer; so viele wie seit zwei Jahren und 19 Länderspielen nicht mehr. Daphne Gautschi (6) stellte ihr enormes Potenzial mehrfach unter Beweis, Malin Altherr zeichnete sich als dreifache Torschützin aus. Erfolgreichste Werferin war Kerstin Kündig mit sieben Toren, davon fünfmal von der Siebenmeterlinie.

Die EM-Qualifikation geht für die Schweizerinnen im Frühling weiter. Dann trifft die SHV-Auswahl zwischen dem 25. und 29. März zweimal auf die Slowakei.

Kerstin Kündig beim Siebenmeter gegen Russland. (Alexander Wagner, 29.09.2019)

Telegramm

Schweiz – Russland 26:35 (13:15)
Mobiliar Arena, Gümligen – 934 Zuschauer – Sr. Bozhinovski/Nachevski (MKD).
Torfolge: 0:1, 5:6, 5:7 (10.), 9:7 (19.), 9:9, 10:9, 10:12, 11:12, 11:14, 12:15, 13:15; 13:18, 16:21, 16:22, 17:23, 17:24, 19:24, 19:25, 20:26, 20:27, 21:28, 21:29, 22:30, 22:31, 24:33, 24:34, 26:34, 26:35.
Strafen: 8mal 2 Minuten inkl. Disqualifikation Morf (45.) gegen die Schweiz; 6mal 2 Minuten gegen Russland.
Schweiz: Schüpbach (8 Paraden)/Brütsch (für 4 Penalties/1 Parade); Wick (1), Kündig (7/5), Morf (1), Lisa Frey, Cavallari (1), Gautschi (6), Hodel (3), Hess (2), Kähr (1), Altherr (3), Noëlle Frey (1), Eberhart, Wyder, Heinzer.
Russland: Lagina (12 Paraden)/Trusowa (31. bis 45./1 Tor, keine Parade); Sen (5/4), Wjachirewa (7/1), Wedechina (2), Makejewa (1), Michailitschenko (1), Fomina, Managarowa (6), Skorobogatschenko (2), Maslowa (1), Koschokar (3), Illarionowa (1), Frolowa (4), Nikitina, Markowa (1).
Bemerkungen: Schweiz ohne Murer, Eugster (beide verletzt), Dokovic (rekonvaleszent), Tschamper (überzählig), Wyder und Eberhart (beide nicht eingesetzt). Wjachirewa schiesst Penalty an den Pfosten, trifft im Nachschuss zum 4:5 (8.). Brütsch hält Penalty von Sen (45./20:27). Kündig wirft Penalty über das Tor (51./22:30).

Interviews

Quelle: Marco Ellenberger / Fotos: Alexander Wagner.

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