WM 2021: Die Schweiz muss sich Titelfavorit Norwegen geschlagen geben

Nationalteam Männer  •  16.01.2021

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Die Schweizer Nationalmannschaft hat ihr zweites Gruppenspiel an der WM 2021 in Ägypten verloren. Die Equipe von Trainer Michael Suter verlor trotz einiger vielversprechender Ansätze gegen Norwegen, den WM-Zweiten von 2019, mit 25:31 (13:17). Für die Schweiz trafen am Samstagabend Alen Milosevic und Marvin Lier jeweils siebenmal.

Spielverlauf

Der Sieg zum WM-Auftakt gab den Schweizern zu Beginn ihres zweiten WM-Spiels in Ägypten Rückenwind. Nach zehn Minuten führten die Eidgenossen mit 5:3. Dies auch, da Goalie Aurel Bringolf, der für Nikola Portner startete, mehrere Würfe der Norweger entschärfen konnte. Da die darauffolgenden sechs Angriffe nicht von Erfolg gekrönt waren, schafften es die Skandinavier sich mit 9:5 (18.) abzusetzen.

Die Schweiz kämpfte sich aber noch vor der Pause wieder ran und war beim 11:12 (23.) wieder mitten im Geschehen dabei. Bis zum Ende der ersten Halbzeit gelang es Andy Schmid und Co. aber trotzdem nicht, mit den Norwegern Schritt zu halten. Unnötige Zeitstrafen und der ein oder andere Fehlwurf waren gegen starke aber keinesfalls glänzende Skandinavier zu viel des Guten.

Norwegen kam mit sehr viel Tempo aus der Kabine und setzte die Schweiz mit vier schnellen Treffern weiter unter Druck. Beim Spielstand von 14:21 (33.) drohten die Norweger deutlich zu enteilen. Aber das Team von Cheftrainer Michael Suter hatte Antworten parat und stemmte sich abermals gegen die grosse Qualität des zweimaligen WM-Finalisten. Allen voran Captain Nikola Portner, der in der zweiten Halbzeit zwischen den Pfosten stand, ging mit grossem Einsatz voran. Am Ende kam der Torhüter auf acht Paraden in 30 Minuten. Auf dem Feld wurde er unterstützt von einem makellosen Marvin Lier, der sich treffsicher zeigte. Auch Alen Milosevic war in der Offensive omnipräsent. Beide erzielten jeweils sieben Treffer.

Zur Wende reichte das aber nicht. Die Norweger hatten im Stile einer Spitzenmannschaft stets eine Antwort parat, mussten dafür aber auch über 60 Minuten ihr Stammpersonal aufs Feld schicken. Schlussendlich sicherten sie sich den Sieg über mehr Wucht und eine bessere Trefferquote aus dem Rückraum. Am Kreis und den Flügeln zogen die Skandinavier gegen eine starke Schweizer Nationalmannschaft nämlich den kürzeren.

Schlüsselspieler

Der norwegische Superstar Sander Sagosen zeigte am Samstagabend einen beeindruckenden Auszug seiner grossen handballerischen Fähigkeiten. Der Rückraum-Shooter des THW Kiel traf aus der Distanz aus fast allen Lagen und war zudem auch vom 7-Meter-Strich treffsicher. Mit total 11 Toren wurde er verdientermassen zum „Player of the Match“ ausgezeichnet. Gemeinsam mit Goran Johannessen machte er im Rückraum den Unterschied zu Gunsten der Norweger.

Aufgefallen

Nationaltrainer Michael Suter verschaffte gegen Norwegen seinem ganzen Kader Spielzeit. Dennoch kristallisiert sich mehr und mehr eine Stammformation heraus. Spielmacher Andy Schmid wird im Angriff mehrheitlich von Lenny Rubin und Nicolas Raemy im Rückraum sowie Marvin Lier und Cédrie Tynowski auf den Flügeln unterstützt. Am Kreis ackert Alen Milosevic. Den Mittelblock in der Deckung bilden Samuel Röthlisberger und Michal Svajlen. Einzig im Tor kommen Nikola Portner und Aurel Bringolf bislang auf eine ausgeglichene Spielzeit.

A propos Alen Milosevic. Kam das Kreisspiel gegen Österreich noch nicht so gut zur Entfaltung, zeigte Milosevic gegen Norwegen eindrucksvoll, weshalb er zu den besten seiner Zunft zählt. Der Berner in Diensten von Bundesligist Leipzig scheute offensiv wie defensiv keinen Zweikampf, war von der ersten bis zur letzten Minute anspielbar, glänzte als siebenfacher Torschütze und holte darüber hinaus noch mehrere 7-Meter raus. Eine reife Leistung des Schweizer Führungsspielers.

Kurioses

Beide Teams legten einen echten Blitzstart hin und nach 57 Sekunden zeigte die Anzeigetafel in der Halle bereits drei Tore an. Das war der Anzeige offensichtlich zu schnell, denn dem Tempohandball der beiden Mannschaften wurde wegen technischen Problemen an der Anzeigetafel der Stecker gezogen. Immerhin, die Technik wurde schnell repariert und hielt in der Folge. Neben dem Spielfeld machte im ersten Durchgang ansonsten nur noch eine Katze auf sich aufmerksam, die sich augenscheinlich, sämtlichen Corona-Sicherheitsauflagen zum Trotz, bis ins Halleninnere durchkämpfte.

So geht es weiter

Am Sonntag hat die Schweiz erneut spielfrei. Am Montag steht dann das abschliessende Vorrundenspiel gegen Frankreich auf dem Plan. Anwurf ist um 18 Uhr (MEZ). Ob die Schweiz anschliessend in die Hauptrunde einzieht, ist nach dem Spiel nur dann sicher, wenn die Equipe von Michael Suter gegen Frankreich mindestens einen Punkt gewinnt. Verliert die Schweiz gegen den Rekordweltmeister, dann müssen im direkt danach folgenden Spiel zwischen Norwegen und Österreich den Skandinaviern die Daumen gedrückt werden. Ein Punkt für Norwegen reicht, damit die Schweiz weiterkommt.

Reaktionen

Michael Suter (Nationaltrainer): "Auch wenn wir heute verloren haben, bin ich zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft. Sie hat überwiegend das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Klar verliere ich nicht gerne ein Spiel. Aber man muss auch sehen, dass wir heute gegen eine der Top-Nationen der Welt angetreten sind und das grösste Kompliment für uns ist es, wenn Norwegen, wie geschehen, mit seinen acht besten Spielern durchspielen muss. Wenn wir in ein paar Situationen das Quäntchen Glück noch auf unserer Seite gehabt hätten, wäre sogar noch ein besseres Ergebnis möglich gewesen. Aber der Auftritt stimmt mich positiv. Wenn wir weiter so geschlossen als Team auftreten und die Freude, die wir haben, auf das Spielfeld bringen können, dann werden wir noch einige positive Erlebnisse an dieser WM haben."

Marvin Lier (Flügel links): "Wir haben heute wieder gezeigt, dass wir verdientermassen bei der WM dabei sind und auch gegen ein Weltklasse-Team wie Norwegen Chancen bekommen. Es tut schon ein bisschen weh, dass wir nicht noch ein besseres Resultat herausgespielt haben. Wenn beim Gegner aber so ein Ausnahmespieler wie Sander Sagosen aufläuft, der dann auch noch einen perfekten Tag erwischt, dann kann man Norwegen nur gratulieren. Gegen Frankreich haben wir jetzt quasi die gleiche Aufgabe nochmals vor uns. Aber wir sind bereit und werden wieder alles versuchen."

Telegramm

WM 2021: Vorrunde
Schweiz - Norwegen 25:31 (13:17)
Madinat Sittah Uktubar. Keine Zuschauer. SR Gubica/Milosevic (CRO).
Torfolge: 1:0, 2:2, 4:2, 5:3 (10.), 5:9 (16.), 7:9, 7:10, 9:10, 11:12 (23.), 11:15 (26.), 12:15, 12:17, 13:17; 14:18, 14:21 (33.), 17:21, 17:24, 25:31.
Strafen: 6mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 2mal 2 Minuten gegen Norwegen.
Schweiz: Bringolf (5 Paraden)/Portner (ab 31./8)/Grazioli (für 2 Penaltys); Schmid (1 Tor), Rubin (4), Tynowski (2), Svajlen, Lier (7/4), Sidorowicz (2), Raemy, Röthlisberger, Tominec, Zehnder (1), Milosevic (7), Novak, Ben Romdhane (1).
Norwegen: Bergerud (11 Paraden)/Saeveras (1); Sagosen (11/4), Myrhol (2), Jakobsen (1), Jöndal (4), Björnsen (1), Johannessen (6), O'Sullivan (1), Reinkind (5).
Bemerkungen: Schweiz ohne Meister (verletzt), Küttel (krank), Maros, Schelker (beide positiv auf Corona getestet) und Gerbl (überzählig).

Quelle: Matthias Schlageter / Bild: IHF

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