Adrian Kneubühler: «Müssen optimistisch sein, um Spielbetrieb planen zu können»

Handball Schweiz  •  29.01.2021

Symbolbild Spielbetrieb Ball Auf Dem Netz (Adrian Ehrbar)

Meisterschaft nach Ostern wieder aufnehmen oder abbrechen? Diese Frage stellt die Wettspielbehörde des SHV den Handballvereinen in einer Umfrage. «Es ist durchaus möglich, dass der Entscheid je nach Liga oder Kategorie unterschiedlich ausfällt», so Zentralvorstandsmitglied Adrian Kneubühler.

Erst Februar, jetzt Ostern: Der Termin für eine Wiederaufnahme der Meisterschaft verschiebt sich noch einmal. Die Wettspielbehörde des Schweizerischen Handball-Verbands schlägt den Vereinen nun eine verkürzte Meisterschaft vor, vorausgesetzt, der Spielbetrieb kann spätestens am 20. April wieder aufgenommen werden. Die Vereine haben diese Woche die detaillierten Unterlagen erhalten (siehe unten). Im Gespräch erklärt Adrian Kneubühler, Mitglied des Zentralvorstands und Leiter der Wettspielbehörde, das genaue Vorgehen der Vernehmlassung, die Hauptziele der neuen Modi und warum im Dezember an der Spielplanerstellung festgehalten worden ist.

 

Adrian Kneubühler, Die Wettspielbehörde lanciert eine Umfrage unter den Vereinen, wie es nach Ostern mit der Meisterschaft weitergehen soll. Was sind die Gründe dafür?

Adrian Kneubühler: Mit der Verlängerung der Lockdown-Massnahmen bis Ende Februar muss nun wirklich ein Grundsatzentscheid gefällt werden: Soll die Meisterschaft 20/21 abgebrochen werden oder nicht? Wir haben zwar schon einige Reaktionen von Vereinen bekommen, sie sind jedoch sehr unterschiedlich. Es gibt solche, die den Abbruch wünschen und andere, die mit der Meisterschaft weiterfahren wollen. Die Mehrheit der Vereine hat sich aber bislang nicht spontan geäussert. Die Wettspielbehörde möchte für den Entscheid über das weitere Vorgehen den Standpunkt aller Vereine kennen und hat darum diese Umfrage lanciert.

Welche Optionen haben die Vereine in der Umfrage, und was wären die Folgen?

Adrian Kneubühler: Im Grunde gibt es zwei Optionen: Abbrechen oder verkürzt zu Ende spielen. Bei einem Abbruch unterhalb SHL und SPL wäre keine Wertung möglich und dementsprechend gäbe es keine sportlichen Auf- und Absteiger. Die Alternative besteht darin, dass wir mit überarbeiteten Modi nach Ostern einen Re-Start versuchen. Mit dieser verkürzten Meisterschaft wäre es möglich, dass die Entscheide über Auf- und Abstieg auf sportlichem Weg erfolgen können.

Betrifft die Umfrage auch die Spitzenligen?

Adrian Kneubühler: Nein, die Umfrage wird in den obersten Ligen (NLA/NLB und SPL1/SPL2) nicht in dieser Form durchgeführt. In den Spitzenligen versucht die Wettspielbehörde den Entscheid zusammen mit den jeweiligen Liga-Vorständen zu fällen.

Wie wird die Entscheidungsfindung je nach Liga und Kategorie ablaufen?

Adrian Kneubühler: Die Umfrage ist keine Abstimmung im juristischen Sinn sondern eine Art Vernehmlassung. Juristisch ist die Wettspielbehörde nicht an das Resultat gebunden. Aus moralischer oder politischer Sicht wird das Ergebnis jedoch sehr wichtig sein. Bei knappen Mehrheitsverhältnissen kann die Wettspielbehörde nach ihrem Ermessen entscheiden und wird wohl im Zweifelsfall eher für «Spielen» sein. Sie wird aber kaum von eindeutigen Mehrheitsverhältnissen abweichen. Ausnahmen sind dort möglich, wo durch einen Abbruch keine «logische» Meisterschaft mehr gespielt werden könnte. Ein Beispiel: Wenn die 1. Liga und die 3. Liga spielen wollen, die 2. Liga jedoch mehrheitlich nicht, wird die Wettspielbehörde wohl die 2. Liga wohl dennoch zum Spielen anhalten. Ansonsten ist es durchaus möglich, dass der Entscheid je nach Liga oder Kategorie unterschiedlich ausfällt.

Kneubühler Adrian

«Unsere im November noch begründete Hoffnung, ab Februar wieder spielen zu können, wurde durch die Virusmutation definitiv unrealistisch.»

Adrian Kneubühler, Leiter Wettspielbehörde SHV

Was waren die Hauptziele bei der Ausarbeitung der neuen Spielmodi?

Adrian Kneubühler: Zunächst haben wir den zeitlichen Rahmen angepasst. Bis Mitte Juni 2021 muss jede Art von Meisterschaft abgeschlossen sein, danach beginnt die Planung der nächsten Saison. Eine verkürzte Meisterschaft würde frühestens nach Ostern und spätestens am 20. April 2020 beginnen. Bei einem späteren Datum wäre spielplantechnisch keine Meisterschaft mehr möglich. Dann bliebe nur noch der Abbruch.

In diesem Rahmen war unser Ziel, die Anzahl der Spiele zu reduzieren. Wir haben pro Kategorie und Liga entschieden, die angefangene Hauptrunde zu beenden, bei grösseren Gruppen leider nur in der Form einer Einfachrunde. Danach sollen, wenn immer möglich, Auf- und Abstiege auf sportlichem Weg ermittelt werden. Im Vergleich zum Ausgangsmodus wird die Anzahl Entscheidungsspiele reduziert. Es kann durchaus sein, dass Teams im Mittelfeld nur noch wenige Hauptrunden-Spielen bestreiten.

Im Dezember haben die Vereine Spielpläne für Februar erstellt - jetzt kann, wenn überhaupt, frühestens ab Ostern gespielt werden. War die Wettspielbehörde zu optimistisch?

Adrian Kneubühler: Es tut mir leid, dass die Vereine Spielplanarbeiten «für die Katz» gemacht haben. Ich möchte aber auch darauf hinweisen, dass auch wir, die SPuSR-Crew und die Wettspielbehörde einen deutlich höheren Aufwand hatten und haben. Es ist leider so, dass eine Meisterschaft sehr schnell abgebrochen werden kann – sie kann jedoch nicht einfach so gestartet werden. Stell dir vor, wenn der Bundesrat letzte Woche entschieden hätte, dass ab Anfang Februar gespielt werden darf, wir aber noch eine Vorlaufzeit von sechs Wochen gebraucht hätten … Aus diesem Grund sind wir eigentlich gezwungen, optimistisch zu planen und zu organisieren.

Ob wir zu optimistisch waren? Wegen Feiertagen und Jahreswechsel musste der Entscheid, einen Re-Start für Februar zu organisieren, intern schon Ende November gefällt werden. Damals hatten wir noch die begründete Hoffnung, dass die Massnahmen zu einer Entspannung bis Ende Januar führen könnten. Die Hoffnung wurde mit dem Auftauchen der britischen Virusmutation definitiv unrealistisch. Ich bin kein Virologe und will mich daher nicht dazu äussern, wie sich die Pandemie entwickeln wird. Ich sage es noch einmal: Wir sind eine Spielbetriebsbehörde und müssen bereit sein, wenn ein Re-Start möglich ist und dies von den Vereinen gewünscht wird. Ich bitte daher um Verständnis, wenn allenfalls noch einmal eine Spielplanungsrunde notwendig sein wird.

Was geschieht aus sportlicher Sicht, wenn die Saison trotz allem abgebrochen werden muss?

Adrian Kneubühler: Die Wettspielbehörde hat zu Beginn der Saison beschlossen, dass eine Wertung der Meisterschaft nur in Frage kommen kann, wenn alle Teams mindestens die Hälfte der notwendigen Spiele absolvieren konnten. Diese Schwelle wird zum heutigen Zeitpunkt in keiner Kategorie oder Liga erreicht. Aus sportlicher Sicht bliebe daher nur die Annullierung der Meisterschaft 20/21 (ausserhalb SPL1 und NLA). Es gäbe dann weder sportliche Auf- noch Absteiger. Wie im letzten Jahr müssten wir dann wohl den Teams Gelegenheit geben, für nächste Saison freiwillig abzusteigen oder im schlimmsten Fall gar zurückzuziehen. Persönlich bin ich dann aber der Meinung, dass die Wettspielbehörde prüfen muss, ob im Vergleich zur letzten Saison Aufstiege am grünen Tisch in begründeten Fällen, etwa um freiwillige Absteiger zu ersetzen, möglich sein sollen.

Vereinsumfrage

Am Donnerstag, 28. Januar, haben die Mitgliedsvereine des SHV die detaillierten Unterlagen und Umfrage-Dokument per Email erhalten. Die Wettspielbehörde bittet alle Vereine, bis zum 8. Februar 2021 ihre Antworten an das Ressort SPuSR zu retournieren. Je nach Liga und Kategorie können diese unterschiedlich ausfallen. Der SHV wird die Vereine spätestens Ende Februar über das weitere Vorgehen informieren. 

Quelle: Carolin Thevenin

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