Trainer: Karl Schmid, Emil Horle
Torhüter: Worni Emil Grasshoppers
Verteidiger: Osterwalder Hans BTV Aarau, Dubs Ernst Grasshoppers
Läufer: Näf Hansrudolf BTV Aarau, Schwarz Otto Grasshoppers, Strohmeier Walter Grasshoppers
Stürmer: Schweizer Walter Grasshoppers, Jendly Marcel TV Länggasse, Bertschinger Hansjakob Grasshoppers, Bolliger Ulrich BTV Aarau, Straub Max STV Rorschach
Torschützen: Bertschinger 6, Schweizer, Bolliger, Straub je 2
Wetter: 16°, stark bewölkt, kein Niederschlag
Unten: Die Schweizer Mannschaft v.l.: Dubs Ernst, Straub Max, Osterwalder Hans, Strohmeier Walter, Bertschinger Hansjakob, Schweizer Walter, Bolliger Ulrich, Näf Hansrudolf, Schwarz Otto, Worni Emil und Captain Jendly Marcel.
Die Deutsche Mannschaft spielte mit: Schädlich, Weist, Zerling, Käsler, Isberg, Kempa, Podolske, Dahlinger, Sievers, Heesch und Spielführer Vick.
Oben: Balletaufführung vor dem deutschen Tor v.l.: Isberg, Bolliger Ulrich, Jendly Marcel, Weist, Podolske, Vick, Zerling
Vick schiesst mit Torschuss ab. Marcel Jendly's Spurt und Hans Osterwalder's Abwehr kommen zu spät. Ernst Dubs deckt den deutschen Dahlinger.
Unten: Während Marcel Jendly den deutschen Verteidiger Sievers sperrt, kommt Hansjakob Bertschinger zum Schuss.
Der linke Flügel Schädlich knallt aus vollem Lauf - Schwarz Otto, Grasshoppers - Kempa
d. Vor dreizehn Jahren erfolgte das letzte Treffen gegen den nördlichen Nachbar, es war damals das Endspiel der Weltmeisterschaft in Berlin, welches die Deutschen haushoch überlegen (23:0) gewannen! Zwei Jahre vorher bestritten die beiden sonntäglichen Gegner das Halbfinal an der Olympiade, auch da waren, die Deutschen mit 16:6 Toren vor 110'000 Zuschauern die besseren, trotzdem die Schweizer eines der besten Treffen überhaupt lieferten. Im Jahre 1935 fanden in Augsburg (14:6) und Bern (17:9) die beiden ersten Länderspiele gegen Deutschland statt. Eine kurze Bilanz, aber sehr eindrücklich für den deutschen Handball. Nach dem neuen Erfolg des Weltmeisters 1938 gegen Weltmeister 1948 Schweden dürfen wir heute schon annehmen, daß der nördliche Nachbar bereits die Spielstärke der Vorkriegsjahre erreicht hat. Die Schweizer werden eine schwere Aufgabe zu lösen haben, aber wir hoffen, daß es ein Kampf von der ersten bis zur letzten Minute sein wird, dann ist auch eine Niederlage erträglich ...
Am Samstag vor Bettag erfolgte das letzte Training unserer Auswahlspieler in der Bundeshauptstadt, wo die beiden Betreuer Horle (Bern) und K. Schmid (Zürich) folgende Nationalmannschaft nominierten: Torhüter: Worni (Grässhoppers); Verteidiger: Osterwalder (Aarau), Dubs (Grasshoppers); Läufer: Naef (Aarau), Schwarz, Strohmeier (beide Grasshoppers); Stürmer: Schweizer (Grasshoppers), Jendly (Länggasse Bern), Bertschinger (Grasshoppers), Bolliger II (Aarau), Straub (Rorschach-Stadt); Ersatz: Masiero (Rorschach), Weilenmann (Pfadfinder Winterthur), Thurnheer (Kaufl. Basel), Bolli (GC).
Der Deutsche Handball-Bund meldete folgende deutsche Nationalmannschaft: Torhüter: Heesch (Polizei Kiel); Verteidiger: Isberg (Polizei Hamburg), Sievers (Hassee Winterbeck Kiel); Läufer: Weist (Polizei Hamburg), Vick (Polizei Hamburg), Podolske (Hassee-Winterbeck Kiel); Stürmer Wanke (Polizei Hamburg), Käsler (BSV 93 Berlin), Kempa (FA Göppingen), Dahlinger (Hassee Winterbeck Kiel), Schädlich (Hamborn 97).
Das fünfte Länderspiel Schweiz—Deutschland wird vom österreichischen Schiedsrichter Steiner geleitet.
Aarau, 23. Sept. (-d.) Seit knapp zwanzig Jahren werden bei uns regelmäßig Meisterschaften durchgeführt, inzwischen hat die Bewegung einen enormen Aufschwung erlebt. Anno 1935 versuchten die Eidgenossen erstmals, im europäischen Konzert mitzuspielen, und als erste Nation wurde der Lehrmeister Deutschland in Augsburg aufgesucht. Im gleichen Jahre fand noch in der Bundesstadt das Retourspiel statt. Beide Treffen endeten mit Erfolgen der Deutschen. Weiter folgten noch zwei Partien in den Jahren 1936 und 1938. Nach dem Kriege begannen bald wieder die Meisterschaften. Heute spielen in den deutschen Meisterschaften rund 50'000 Mannschaften! Sie errangen bald wieder die alte Kampfkraft und vor einem Monat schlugen sie in Duisburg die Schweden, den Weltmeister 1948, sicher.
Die Eidgenossen blieben ebenfalls nicht untätig. Bald nach dem Krieg nahm unser Verband mit verschiedenen Ländern den Kontakt auf, und es folgten verschiedene Partien mitwechselnden Erfolgen. Wie im Fußball ein Treffen Schweiz—England, so ist im Handball eine Begegnung Schweiz—Deutschland das Treffen des Jahres. Doch es verstrichen abermals sechs Jahre, bis es so weit war! Auf dem Boden des vielfachen Cupsiegers Aarau, dem « Brügglifeld», gelangte die fünfte Partie Schweiz—Deutschland zur Durchführung. Es war für unsere Nationalen das 34. Länderspiel, wobei die Rotjacken 21 mal gewannen und 12 mal unterlagen.
Am Pressecafe vernahmen wir, daß die Deutschen am Freitagabend in Aarau eintrafen und alsbald in ihr Quartier im Schloßhotel «Brestenberg» geleitet wurden. Fern vom Rummel der Stadt bereiteten sich die Deutschen auf diesen ersten Nädilkriegskampf gegen die Schweiz vor. Mit den fünfzehn Spielern reisten auch die Vorsitzenden des Deutschen Handball-Bundes sowie der Ausschuß, der die Mannschaften betreute. Am Samstag erlebten die Gäste einen prächtigen Ausflug auf die Rigi, welcher durchwegs große Begeisterung auslöste.
Kurz nach 15 Uhr erschienen am Sonntag die beiden Teams, unter Führung des österreichischen Schiedsrichters Steiner (Klagenfurt) und begeistert beklatscht von den rund 6000 Zuschauern, auf dem Spielfeld. Ueberall wurde diesem Kräftemessen größtes Interesse entgegengebracht; aus dem benachbarten Baden, Württemberg und Bayern waren rund 1000 Deutsche, vorab mit Car, nach Aarau gekommen!
Nach dem Anhören der beiden Nationalhymnen — intoniert, durch die Aarauer Stadtmusik — und den Begrüßungszeremonien stellten sich die Mannschaften wie folgt auf:
Schweiz: Worni (Grasshoppers); Osterwalder (Aarau), Dubs (Grasshoppers); Naef (Aarau), Schwarz, Strohmeier; Schweizer (alle Grasshoppers), Jendly (Länggasse Bern), Bertschinger (Grasshoppers), Bolliger (Aarau), Straub (Rorschach-Stadt).
Deutschland: Heesch (Polizei Kiel); Sievers (Hassee Winterbeck Kiel), Isberg; Weist, Vick (alle Polizei Hamburg), Podolske (Hassee Winterbeck Kiel); Zerlin (RSV Mülheim), Käsler (BSV Berlin) Kempa (FA Göppingen), Schädlich (Hamborn 97).
Die Platzwahl gewannen die Deutschen. Jendly wurde noch für sein 20. Länderspiel besonders geehrt. Schon in den ersten Minuten machte sich bei den unsrigen eine große Nervosität bemerkbar, die sich erst in der zweiten Viertelstunde legte. Die Deutschen fanden sich ziemlich rasch. Ihr wirbliger Sturm schuf Verwirrungen in der Deckung, und es waren nur sechs Minuten verstrichen und schon hieß es 0:3 durch Dahlinger, Kempa und Isberg! Eine besondere Augenweide war das virtuose Zusammenspiel von Dahlinger und Kempa. Bertschinger — der Tank in unserer Mannschaft — skorte erstmals in der 7. Minute. Wieder rollte Angriff auf Angriff gegen die rote Deckung, wo die schnellen deutschen Stürmer nicht gehalten werden konnten; sie erhöhten innert sechs Minuten durch Schädlich, Dahlinger und Kempa auf 6:1! Dann endlich kehrte Ruhe in unsere Reihen ein, und es gelangen plötzlich prächtige Angriffe — trotzdem unser Sturm mehrheitlich nur mit vier Mann operiorte! Jendly spielte sozusagen sechster Deckungsspieler und war nur selten offensiv beschäftigt. Dor schußtüchtige Aarauer Bolliger riskierte endlich selber einen herzhaften Schuß, den Heesch passieren ließ. Im Gegenstoß stellte Kempa die alte Differenz wieder her. Dann kamen die fünf großen Minuten der Schweizer, die ungestüm angriffen und bewiesen, daß die deutsche Dockung verletzlich war. Straub, wieder Bertschinger und Schweizer verkürzten innerhalb vier Minuten auf 5:7! Das war eine Glanzleistung. Auf der Gegenseite entwischte Schädlich erneut und sein Schuß saß im Hanf. Bertschinger verwandelte einen Penalty sicher, aber in den letzten Minuten fielen hüben und drüben erneut Treffer. Einmal mehr war es Schädlich, dann wieder Bertschinger (Penalty) und schließlich buchten Dahlinger und Zerling das ll:7-Pausenergebnis.
Straub eröffnete den Reigen in der zweiten Halbzeit, doch postwendend folgte Nr. 12 durch Käsler. Der Kampf wurde etwas ausgeglichener und nun rettete Worni mehrmals großartig, während Heesch Bertschingers Schuß ins Netz ließ. Dann bekam man wieder eine Kostprobe von Kempa zu sehen, der einen wichtigen Schuß unter die Latte setzte. Und nochmals war die Reihe an Bertschinger. Der Grasshopper-Mittel-stünmer — weit vorgeschoben — jagte das Leder mit voller Wucht in die Maschen. Weiter drückten die Schweizer, doch jetzt rettete Heesch wieder einigemal vorbildlich. Die Deutschen ergriffen aber erneut die Initiative. Käsler, Dahlinger, Kempa und Schädlich schreiten ein, womit jede Illusion erschüttert war! 17:10 für Deutschland acht Minuten vor Schluß. Die rasanten Vorstöße mit den trickreichen Platzwechseln verursachte Unsicherheiten in unserer Deckung, so daß dic Entscheidung gefallen war. Schweißer und Bolliger verkürzten wohl noch auf 12:17. Es waren vorzügliche Leistungen, aber im Schlußspurt erzielten die Deutschen drei weitere Tore, den 20:12-Endsieg herstellend.
Siegfried Perrey (Bundeswart des Deutschen Handball-Bundes): Schöner, fairer Kampf und beste Propaganda für die nächstjährigen Weltmeisterschaften. Der deutsche Sieg war etwas zu hoch, nur dank der besseren Auswertung der Torchancen. Im Feldspiel haben die Schweizer angenehm überrascht. Die deutsche Deckung war den wuchtigen Schweizer Angriffen nicht gewachsen!
Schiedsrichter Steiner: Sehr faires und anständiges Spiel, verdienter Sieg der Deutschen. Schweizer kbnditionell überlegen.
Hans Baumann (Präsident des Schweiz. Handball-Ausschusses): Einwandfreier Sieg nach fairem Kampf. Die Deutschen hatten ein wesentliches Plus in der besseren Ballbehandlung.
Karl Schmid (Betreuer der Nationalmannschaft): Verdienter Erfolg der Deutschen, jedoch zu hoher Sieg. Viele gute Torgelegenheiten verpaßt. Ich bin mit der Leistung unserer Elf zufrieden!
Nachdem das grösste handballerische Ereignis des Jahres bereits zwei Wochen zurück liegt, dem in der Schweizer Sport- und Tagespresse in löblicher Weise ein anerkennungswerter grosser Platz eingeräumt worden ist, wäre es ein zu gewagtes Unterfangen, alle die vielen Einzelheiten und Eindrücke, die ein so glänzend aufgezogenes glänzend aufgezogenes Länderspiel mit sich bringt nochmals in allen Details festzuhalten und zu wiederholen. Das hat vor uns eine andere Presse schon besorgt. Wir beschränken uns deshalb in aller Kürze und ohne Überschwänglichkeit auf die uns auch für später wichtig erscheinender Daten vor, während und nach dem Spiel.
Die deutsche, Mannschaft ist mit ihren Begleitern rechtzeitig in der Schweiz eingetroffen, hat auf dem schönen Schloss-Hotel Brestenberg Unterkunft genommen und wurde am Samstag vor dem Spiel in die Innerschweiz und auf die Rigi geführt, von wo sie mit unauslöschlichen Eindrücken von der Schönheit unserer Heimat zurückgekommen ist. Am Sonntagvormittag fand ein Empfang durch die Stadtbehörde Aarau statt. Vor dem Spiel wurde die überaus zahlreiche anwesende Presse in einem Presse-Café über alles Wissenswerte zum Spiel bestens orientiert.
Und dann ist der von allen mit grosser Spannung erwartete Augenblick da, wo das Spiel beginnen kann. Beide Mannschaften erscheinen in der angekündigten Aufstellung auf dem von rund 6000 Zuschauern eingesäumten Rasen. Das übliche und allgemein bekannte Vorspiel, Photographen, gegenseitige Begrüssung, Nationalhymnen. Es kann losgehen.
Die Schweiz hat Anstoss. Beginnt sehr nervös und es hapert vorerst in der Ballbehandlung und im Zuspiel noch bedenklich. Die Vereidigung ist durch das sogleich einzelne trickreiche und verwirrende Angriffsspiel der Gäste desorientiert. In der zweiten Minute eröffnet der flachsblonde Mittelstürmer Dahlinger das Skore, Zwei Minuten später erhöht Kempa mit einem Bogenwurf auf 0:2. Wieder zwei Minuten später heisst es durch den urgestört durchgehenden Verteidiger Isberg (!) gar 0:3. Das kann gemütlich werden! Dann aber erzielt die Schweiz endlich in der siebenten Minute durch Bertschinger ihr erstes Tor. Darauf ziehen die Deutschen bis zur 11. Minute durch Tore von Schädlich, Dahlinger und Kempa auf 1:6 davon. Das kann noch gut werden! Die Gäste sind dank ihrer auffallenden Schnelligkeit und vorzüglichen Ballbehandlung weiterhin hoch überlegen. Die linke Sturmseite ist ungemein stark und brilliert zeitweise mit dem Ballkünstler Dahlinger zusammen in Ballartistik. Hinten wehrt bei uns Worni wo er kann. Gegen die meistens aus aller nächster Nähe abgegebenen Schüsse ist er aber machtlos. Die Unsrigen können mit ihren Viermannsturm vorn nicht viel erreichen - Jendiy hängt zur Verstärkung der Deckung stark zurück - da die Stürmer zudem noch unbeweglich wirken und auch viele Bälle verloren gehen. Der Spielaufbau wirkt ungemein langsam und zögernd. Nach einem weiteren Tor auf Durchbruch von Bolliger verändert sich die kritische Situation langsam zugunsten der Rothemden. Nach einem weiteren Verlusttreffer von Zerling stellt Straub, den neben Bolliger am produktivsten scheint, viel, aber ungenau schiesst, den alten Torabstand her (16. Minute). Jetzt beginnen sich die Schweizer warm zu laufen. Sie haben sich gefunden, was sich sofort durch stärkeren Druck auf die gegnerische Deckung auswirkt. Auf den Rängen geht das Publikum zum ersten Mal richtig mit. Nach weiteren drei Minuten steht das Skore durch Tore von Bertschinger und Schweizer plötzlich auf 5:7. Jetzt kann es interessant werden! Doch erzielen die Deutschen durch Schädlich, der gegen Schweden 5 Tore warf, vorerst einen weiteren Treffer. Die Rothemden drücken, was die deutsche Deckung zu einer härteren Gangart veranlasst und dadurch den Unsrigen zwei Dreizehnmeterwürfe einbringt, und die von unserem Mittelstürmer täuschend versenkit werden. in den letzten Minuten gestalten die Weissen durch Schädlich, Dahlinger und Kempa das Torverhältnis wieder etwas erträglicher. Mit 11:7 Toren für die Deutschen geht es in die Pause. Das Pausenresultat ist nach dem schwachen Start für die Schweiz überaus ehrenvoll.
Wie wird die zweite Hälfte aussehen? Das ist die grosse Frage. Allgemein gilt die Auffassung, dass die Gäste dank ihrer besseren Kondition und Schnelligkeit das Spiel auf die Dauer besser durchstehen werden. Überrascht hat die Kenner, dass die Deutschen alle ihre Angriffe bis hart an die Torraumlinie vorgetragen haben. Selten sah man einen Angriff-Abschluss, wie ihn die Westdeutschen so herrlich in Flensburg gezeigt haben. Das kann ja in der zweiten Hälfte noch ändern. Von unseren Rothemden wünscht man energischer vorgetragene Attacken, denn in allen anderen Belangen scheinen] sie nun dem Gegner ebenbürtig zu sein.
Der kleine Trefferabstand hat den Unsrigen Mut gemacht und sie sind es, die nach der Pause die Offensive ergreifen und durch einen Aufsetzer von Straub auch gleich zum Erfolg kommen. Doch bezwingt auf der Gegenseite Käsler auf Freiwurf-Zuspiel Worni zum ersten Mal. Bertschinger erhöht auf 9:12. Der Kampf wogt hin und her, Pfostenschüsse beiderseits, aberkannte Tore wegen Übertretens, das Spiel ist auf seinem Höhepunkt. Die Schweizer haben die die Initiative an sich gerissen, doch müssen sie für die Tore viel schwerer kämpfen, als die Gegenseite. Unsere Deckung lässt jetzt dem gegnerischen Angriff nicht zu viel Spielraum. Bertschinger und Kempa setzen den Torreichen fort und eine Viertelstunde vor Schluss heisst es 10:13. Ein weiteres Tor von Bolliger muss annulliert werden. Das war Pech! Das wird aber den Deutschen nunmehr doch zu viel und in kürzester Zeit ziehen sie auf 10:17 davon, bevor Schweizer eindrehen kann und Bolliger aus spitzem Winkel einen Aufsetzer in die vordere Ecke zirkelt. Die Schweizer versuchen alles, um den 20. Treffer zu verhindern. Aber umsonst, nach weiteren zwei Gegentreffern muss Worni in der letzten Minute vor Kempa kapitulieren und zum zwanzigsten Male den Ball hinter sich aus dem Netz holen.
Das Spiel ist aus. Beide Mannschaften und auch die Zuschauer sind mit dem Resultat mehr als zufrieden, Es hätte auf beiden Seiten auch anders ausgehen können. Die deutsche Mannschaft war der unseren im Laufvermögen und in der Ballbehandlung entscheidend voraus. Während unsere Verteidigung nach den anfänglichen Unsicherheiten der gegnerischer ziemlich ebenbürtig war - der Torhüter gar überlegen -, hat der beweglichere Sturm, speziell die linke Seite, das Spiel für sich entschieden.
Beide Mannschaften verdienen für ihr faires Spiel höchstes Lob. Nie sah man eine Grobheit oder Gehässigkeit im Spiel. Schiedsrichter Steiner aus Klagenfurt war dem Spiel ein hervorragender Leiter. So bildete das Treffen beste Propaganda angesichts eines äusserst objektiven Publikums, das mit den Eigenen durchaus zufrieden war und den sympathischen Gästen für ihre ausgezeichnete Leistung ebenfalls mit ehrlichem Beifall dankte.
Wir werden in einem späteren Abschnitt noch kurz auf die Leistungen der einzelnen Spieler eintreten und auch die Meinungen kompetenter Leute über das Spiel festhalten.
«Wir möchten Ihnen herzlichen Dank sagen für die überaus liebenswürdige Aufnahme, die wir während unseres Aufenthaltes bei Ihnen hatten. Herzlichen Dank für die Betreuung, die vorzügliche Unterbringung und die herrliche Fahrt zum Vierwaldstättersee und zur Rigi.
Nicht zuletzt auch unseren besonderen Dank für das so fair, lebendig und offensiv durchgeführte Spiel, das sicherlich zur Werbung des Handballspiels beigetragen hat.»
Und wenn hier schon von Dank die Rede ist, dann möchten wir in allererster Linie dem Organisator dieses Anlasses, dem BTV Aarau und seiner Handballriege, für die mustergültige Durchführung der ganzen Veranstaltung ein Kränzlein winden. Die Organisation hat in jeder Beziehung ausgezeichnet geklappt. Man hat sich in Aarau die grösste Mühe gegeben und es an nichts fehlen lassen. Dafür verdient der BTV Aarau unsere vollste Anerkennung und den herzlichsten Dank. Damit dürften auch die guten Beziehungen des HBA zu Aarau, die in letzter Zeit etwas gelitten hatten, wieder vollständig im alten guten Geiste hergestellt sein.
Der nun folgende zweite Teil des Berichtes über den Länderkampf Schweiz – Deutschland musste das letzte Mal zurückgelegt werden und findet auf dieses Mal nur zu einem kleinen Teile Aufnahme.
In der Folge haben die kompetenten Leute vorerst einmal das Wort. In sportlicher Weise geben wir den Gästen den Vorrang:
Deutsche Handballzeitung (Schoedel):
Kempa und Dahlinger «1a», Hesch ungenügend…
Schiedsrichter Steiner (Klagenfurt) hätte eine Extraprämie verdient!
Weil es wirklich beinahe ins Raritätenkabinett gehört: die Feststellung nämlich, dass eigentlich der Schiedsrichter der beste Mann auf dem Platz war – darum soll dem famosen Theo Steiner vom Viktringer Ring 28 in Klagenfurt bei der Zensuren Verteilung der Vortritt gelassen werden. Er entpuppte sich als Unparteiischer, der dem Spiel nach besten Möglichkeiten seinen freien Lauf liess, der nur eingriff, wo es nötig war, der prachtvoll unauffällig und ohne theatralische Gesten leitete und der vor allem weder eine 13 m-Scheu noch einen 13 m-«Fimmel» hatte.
Hein «Daddel» kam gleich hinterher
Klassenprimus kann ja eigentlich immer nur einer sein. Aarau lieferte den seltenen Fall, dass zwei Spieler beinahe gleichwertig waren: Bernhard Kempa und Hein Dahlinger. Ihr gegenseitiges Sich-Verstehen war grossartig und den staunenden Schweizern eine wahre Augenweide. Wenn man versucht ist, den einzigen Süddeutschen in der Elf mit Zentimetervorsprung auf Platz 1 zu setzen, dann wegen seiner ausserordentlichen Treffsicherheit, über die an anderer Stelle der vorliegenden Ausgabe etwas zu lesen ist. Aber Hein «Daddel» kam gleich hinterher…