Torhüter: Burger Charles BTV Aarau
Verteidiger: Dubs Ernst Grasshoppers, Strohmeier Walter Grasshoppers
Läufer: Winkler Ernst Grasshoppers, Schwarz Otto Grasshoppers, Kuhn ? TV Unterstrass
Stürmer: Klöti Eduard TV Kaufleute Zürich, Riess Fritz Grasshoppers, Bertschinger Hansjakob Grasshoppers, Spörri Jacques Pfadi Winterthur, Sieber Hans-Rudolf Pfadi Winterthur
Auswechsler: Masiero Karl STV Rorschach, Jung Pfadi Winterthur, Schmidt Rolf TV Kleinbasel
Torschützen: Bertschinger 8, Spörri 4, Riess 2, Klöti, Sieber je 1
Unten die Schweizer Nationalmannschaft v.l.: Klöti Eduard, Burger Charles, Schwarz Otto, Bertschinger Hansjakob, Spörri Jacques, Sieber Hans-Rudolf, Kuhn ?, Dubs Ernst, Winkler Ernst, Strohmeier Walter und Riess Fritz.
Vom schnellen Reisechef Sepp Ambühl flog den Teilnehmern des Linzer Abenteuers eine Vervielfältigung ins Haus, auf der zu lesen war, dass man sich am Samstagmorgen um 7.15 Uhr im Bahnhofbuffet in der Enge zu treffen habe.
Pünktlich, wobei natürlich dieses Wort sehr dehnbar zu sein scheint, trafen wir ein. Nach der üblichen Begrüssung, begleitet von den mehr oder weniger geistreichen Sprüchen, setzten wir uns einträglich zusammen, um die ersten Instruktionen zu empfangen.
Hierauf kreischten die Schlüssel in den Schlössern der feudalen Koffer des HBA und die Tenue-Verteilung nahm seinen Anfang. Die älteren Routiniers wussten um die prekäre Situation an genügend grossen Trainern. Verächtlich grinsend liessen sie die Säuglinge nach den kleinen Nummern langen, um sich dann mit Vehemenz auf eine grosse Nummer zu stürzen.
Scheinbar unmotiviert erschien nun eine rote Mütze unter der Türe und der Kopf darunter teilte uns mit, dass der Zug eine Verspätung von rund 70 Minuten habe, was einige veranlasste, das rasende Tempo des «Schiebers» zu verlangsamen.
Doch endlich war es soweit, wir rollten.
Schnell hatten wir uns häuslich eingerichtet und die holländischen Anzüge «van der Stange» hingen schön ausgerichtet an allen möglichen Möglichkeiten. Ein unverschämt langer Aufenthalt rüttelte auch die stursten Spieler auf. Was war schon wieder los?
Nachdem schon am Morgen der «Maschine» das Wasser ausgegangen war und eine Verspätung verursachte, hauchte sie kurz vor dem Arlbergtunnel das Leben aus und musste ersetzt werden. Schnell wurde umdisponiert und mit fulminantem Start hetzte Ambühl von Innsbruck aus ein Telegramm nach Linz: Ankunft statt 19:14 erst 21:40. Auch im Speisewagen lässt sich leben und männiglich wiegte sich im Seemannsgang zum Speisewagen. Barometerstand: Essen gut, Stimmung in der richtigen Temperatur.
Wieder rollten und schlingerten wir zu unseren Plätzen zurück. Edi Schmid-Federkiel suchte krampfhaft schwache Gegner für seine Schachspiele. Die drei Pfader und ich taten ihm den Gefallen und liessen ihn grosszügig gewinnen. Es ist sehr gefährlich, sich mit der Presse zu verkrachen.
Empfang, Blumenstrauss, Sprüche, Knickse und Verfrachtung in einen Car. Aussteigen, Koffern aufnehmen, Herumstehen, dann Herumhocken, Zimmernummern, andere Nummern, Zimmerbezug, Wiederantreten zum Beine vertreten, Spaziergang im Regen, Umkehr, etwas trinken und essen, Zimmerbezug, sich waschen, müde Birne aufs Kopfkissen – das waren die abendlichen einer müden Reisegesellschaft.
7.15 Uhr Tagwache.
Pünktlich führt uns ein Car zum Stadion, das neu und sehr sachlich gebaut, 25'000 Zuschauern Platz bietet. Mit unverhohlenen Freuden können wir an Plätzen armen Schweizern den Linzern zu ihrem Platz gratulieren. Nach kurzem Auflockerungstraining geht’s zum Frühstück ins Hotel zurück. Wie eine Verschwörung hockt die bunte Gesellschaft im Zimmer der Pfader zur «Lagebesprechung». Zustimmendes Nicken macht uns Glauben, dass alles in schönster Ordnung ist. Hinein in den Car und hinauf zum Stadion, wobei wieder ein leichter Rieselregen beginnt.
7000 Zuschauer mögen das Oval umsäumen als der Einlauf beginnt.
Der satte Rasen ist nass und seifig. Der Regen zieht schärfere Fäden durchs Gewölk, Schirme und andere Utensilien zum Schutze gegen den Regen ergeben keinen allzu freundlichen Rahmen.
Ergebnis und Spielverlauf wurden von unseren Zeitungen und den österreichischen genug geschildert, der österreichische Rundfunk übertrug das Spiel, so dass wir den verhüllenden Schleier des Vergessens darüber ausbreiten wollen. Nur einige Dinge gaben uns zu denken:
Ein Schiedsrichter, der weder das englische noch das deutsche Wort 13 m-Wurf kennt.
Ein Torraumrichter, der an Sehstörungen leidet, je nach der Farbe der angreifenden Partei – leider weiss ich nicht, wie der Augenarzt eine Erscheinung erklärt und heilt (mit objektiver Brille), bei der eine Sägemehllinie in einem Abstand von 11 Metern vom Tor entfernt, plötzlich nach rückwärts sich zu bewegen scheint, so dass ein angreifender weisser Spieler stets übertrat. Gottlob war der gute Mann mit einem umso besseren Gehör ausgestattet, denn die energische Intervention von Karl Schmid führte bald nachher zu einer auffallenden Besserung der obengenannten sonderbaren Sehstörung.
Die gute alte Schweiz nennt sich auch etwa das Land der urchigen Bräuche und der Schwinger. Und doch waren die Spieler der Catchergriffen, Hüftern und Hechtsprüngen des Gegners nicht gewachsen. Und da der Schiedsrichter weder die eine, noch die andere Sportart wahrscheinlich beherrscht, so liess er es halt geschehen.
Der Vorhang fällt, die Massen verlaufen sich und im Innern des Stadions dampfen die Duschen und – die Gemüter. Die Einen jubeln, die Andern kochen. Die Einen rekeln sich unter der Brause, die Andern krümmen sich infolge einer Tomate oder einer sonstigen Friktion.
Der Car fährt ins Hotel, mit schlecht verklemmter Schadenfreude wurden tröstende Worte gewechselt und ein Bankett vereinigt alle Spieler und Funktionäre. Reden werden gewechselt, Teller werden abgetischt, Gläser werden gefüllt, gehoben, gekippt. Präsente werden ausgetauscht, man beginnt auf den Stühlen herumzurutschen und dann ist auch das vorbei.
Koffern packen, Säcke aufnehmen, auf die Bahn hasten, sich hineinquetschen. Es beginnt ein 13-stündiges Rollen – heimzu. P.K.