Vorwort aus dem ZV

Der Zentralpräsident im Gespräch

01.09.2025 | Pascal Jenny
Jennypascal

Pascal, wie blickst Du persönlich auf die Saison 2024/25 zurück?
Es war ein intensives Jahr – emotional, sportlich und organisatorisch. Wir haben sportliche Highlights gefeiert, grosse Fortschritte gemacht, aber auch Herausforderungen erlebt. Ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben.

Was waren für Dich die drei grössten Erfolge dieser Saison?
Erstens: Die erfolgreiche Durchführung unserer Frauen Heim-EM 2024 in Basel. Das war überragend umgesetzt. Zweitens: Der «Change-Prozess» im SHV. Noch nicht am Ziel, aber unterdessen bewusst und durchaus sichtbar auf dem Weg ins Ziel. Die Modernisierung des Schweizer Handballs von einer guten Verwaltung zu einem unternehmerisch denkenden Sportnetzwerk bleibt mein Hauptfokusthema. Und drittens: Der enorm gesteigerte Output an Handball (Bewegtbild)-Inhalten – unsere Sichtbarkeit war noch nie so hoch.

Was hat Dich dabei besonders beeindruckt?
Die Leidenschaft der Menschen in der Handball Community. Die Spieler*innen, Trainer*innen und Schiedsrichter*innen – gerade im Nachwuchs- und Leistungssport. Und wie viele freiwillige Helfer*innen sich tagein, tagaus für den Handball engagieren. Das ist unbezahlbar. Ebenfalls erwähnenswert ist der grosse Einsatz von vielen Vereinen rund um die Aktion «Vereinsticketing» für die Frauen EURO24 in Basel. Ohne diesen Einsatz der Community wären Rekordkulissen an den EM-Spielen kaum realisierbar gewesen. Hier ziehe ich den Hut und bedanke mich von Herzen bei den vielen aktiven Vereinen!

Era Baumann jubelt vor Schweizer Fans

Wie verlief die Zusammenarbeit mit Swiss Olympic, den «Mobiliar-Teamsportarten» und anderen Partnern?
Stark. Wir haben wichtige Weichen gestellt – sportlich, finanziell wie strukturell. Besonders in Bezug auf Förderstrukturen und den Aufbau Richtung Männer-Heim-EM 2028 erleben wir viel Rückenwind. Aus dem Ziel 4 des SHV 4 «Wir nehmen regelmässig mit Frauen- und Männer-Nationalmannschaften an EM und WM teil» entstand ein angepasstes Ziel: «Wir erreichen regelmässig die Hauptrunden an EM und WM und qualifizieren uns für die Olympischen Spiele in Brisbane 2032!» Diese Anpassung sagt vieles über die – realistischen - Ambitionen und unser neues Selbstverständnis im SHV aus. Bei Swiss Olympic – wo ich als Vizepräsident amten darf – gelten wir unterdessen in vielen Bereichen als Vorzeigeverband.

Welche Entwicklungen machen Dir Sorgen?
Die Ungleichgewichte in unserem Sport. Wir machen zu kleine Fortschritte in den noch wenig handball-affinen Sprachregionen und «Out of Community». Die finanzielle Belastung in den Vereinen steigt weiter. Gerade in der QHL leben wir teilweise über unseren Verhältnissen. Das müssen wir mit einem transparenten, sinn- und wirkungsvollen Lizenzierungssystem rasch möglichst beheben. Ebenso bleibt der Druck auf das Ehrenamt hoch – wer in unserer Gesellschaft ermöglicht uns mittelfristig noch attraktiven Handballsport mit begeisterndem Eventcharakter in der Breite? Auch die Hallensituation bleibt angespannt – da braucht es kreative, politische und nachhaltige Lösungen. Bei den lizenzierten Spieler:innen gibt es Vereine mit Wartelisten und solche, welche kaum Teams stellen können. Es muss uns gelingen, diese «Best Practice Beispiele» in anderen Regionen zu multiplizieren.

Was ist Dein Fazit im Bereich des Leistungssports?
Das ganze Team leistet ausgezeichnete Arbeit, sowohl organisatorisch, als auch sportinhaltlich. Und wir haben mit Knut Ove Joa und Andy Schmid zwei Köpfe an der Spitze, welche über den Tellerrand hinausdenken. Für uns stehen nie nur die Resultate und der eigene Erfolg im Zentrum. Da haben wir mit den beiden einen grossen Schritt nach vorne gemacht! Alle Initiativen, welche «nur» einzelne Akteure oder Vereine ins Zentrum stellen, werden bei mir auch künftig wenig Gehör erhalten. Die Resultate stimmen, aber vor allem sehen wir eine langfristige Linie – von den Akademien bis hin zu den Nachwuchs- und Elite Nationalmannschaften.

Wo siehst Du die wichtigsten strategischen Aufgaben für die kommenden zwei Jahre?
Die Männer-Heim-EM 2028 ist natürlich ein Meilenstein – aber auch ein Prüfstein, da noch viel Arbeit ansteht. Die Zusammenarbeit mit den Verbänden aus Spanien und Portugal verläuft bislang eher harzig. Gleichzeitig wollen wir im Breitensport bei unserer Basis und bei der Digitalisierung neue Impulse setzen. Nachhaltigkeit und Diversität gehören ebenfalls auf die Agenda – nicht zuletzt, weil das Sportfördersystem Schweiz aktuell angepasst wird. Die Themen neben dem Leistungssport erhalten mehr Gewicht.

Der Handballverband hat so viel Content, Videos resp. Bewegtbilder produziert wie nie zuvor. Warum ist das wichtig?
Weil Emotionen heute über Bilder transportiert werden. Bewegtbild hilft uns, Nähe zu schaffen – zu Fans, Sponsoren, Medien. Es ist auch ein starkes Instrument der Wertschätzung gegenüber unseren Spieler*innen.

Was wünscht Du Dir vom Schweizer Handball für die kommende Saison?
Mut, Zusammenarbeit und Spielfreude – auf allen Ebenen. Wenn wir zusammenhalten, können wir sehr viel bewegen. Der Spirit ist da. Die Effizienz und teilweise der Wille das «grosse Ganze» zu sehen, wollen wir weiter verbessern. Als perfektes Beispiel kann hier der RED Gamepass erwähnt werden. Die Live-Streaming-Revolution wird nur gelingen, wenn wir auch hier als Community den Handball als Ganzes betrachten und in den Vereinen und Regionen zu regelmässigen User und RED Gamepass Besitzer:innen werden!

Und persönlich – was motiviert Dich, weiter als Präsident mit dem Zentralvorstand die strategischen Geschicke des Verbandes mitzugestalten?
Die Menschen. Die Energie, die in unserem Sport steckt. Und das Wissen, dass wir mit unserem Engagement jungen Menschen Perspektiven geben – sportlich, menschlich, gesellschaftlich.


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